Weg mit dem Handy: So gelingt Digital Detox
Von Andrea Hlinka
In der U-Bahn, auf dem Gehsteig, im Meeting, im Restaurant: Das Handy ist immer mit dabei und bekommt oftmals die größte Aufmerksamkeit. Ist das schlimm? Jedenfalls erschöpft es. Doch ist das Handy weg, stresst das in gleichem Maße. Was die Lösung sein kann, erklärt Monika Schmiderer.
KURIER: Wenn man nicht ständig online ist, hat man das Gefühl etwas zu verpassen. Wie wird man das wieder los?
Monika Schmiderer: Die Frage ist, wie sehr haben wir uns schon daran gewöhnt, immer alles kontrollieren zu können und die innere Ruhe ständig im Außen zu suchen. Je mehr wir in dieser Außenorientierung sind, desto weniger können wir Stille, Ruhe und Langeweile aushalten. Das gilt es wieder umzukehren. Wir müssen uns wieder auf uns selber einlassen.
Vertragen manche Menschen den digitalen Dauerbeschuss besser als andere?
Je nach Lebensphase fällt uns das leichter oder schwerer. Je mehr Stress und Druck wir haben, desto stärker wird diese Außenorientierung. Ständig unter Stress und Zeitnot zu sein, verstärkt dieses Symptom. Dadurch entsteht eine gefährliche Abwärtsspirale. Der Stress animiert uns in die virtuelle Welt zu flüchten, und das viele Sein in der virtuellen Zeit erhöht unseren inneren Stress.
Was steht am Ende dieser Spirale?
Erschöpfungsdepression, Angststörungen, Ausweglosigkeit, Orientierungslosigkeit. Es beginnt schleichend. Wir sind jedes Jahr öfter und länger online als das Jahr zuvor.
Es gab unter den jungen Menschen noch nie weniger Raucher, aber auch noch nie hatten so viele von ihnen eine Depression. Die Smartphone-Sucht betrifft vor allem Menschen, die sich sehr schnell langweilen, nichts mit sich anzufangen wissen oder eine geringe Fähigkeit zur Selbstregulation haben.
Das alles trifft natürlich aufgrund ihres Alters auf Jugendliche und Kinder besonders zu. Umso mehr müssen sie in diesen digitalen Räumen beschützt und angeleitet werden. Wir Erwachsenen tragen dafür die Verantwortung.
Es gab unter den jungen Menschen noch nie weniger Raucher, aber auch noch nie hatten so viele von ihnen eine Depression. Die Smartphone-Sucht betrifft vor allem Menschen, die sich sehr schnell langweilen, nichts mit sich anzufangen wissen oder eine geringe Fähigkeit zur Selbstregulation haben.
Das alles trifft natürlich aufgrund ihres Alters auf Jugendliche und Kinder besonders zu. Umso mehr müssen sie in diesen digitalen Räumen beschützt und angeleitet werden. Wir Erwachsenen tragen dafür die Verantwortung.
Was denken Sie über die virtuelle Parallelwelt Metaverse?
Wir stehen vor einer riesengroßen Weiterentwicklung der Technologie, die wir uns ja auch wünschen. Mit unseren Erwartungen daran ernten wir aber immer mehr, als wir säen.
Das heißt?
Es wird sowohl Positives als auch neue Herausforderungen bringen. Umso wichtiger ist es, angesichts dieser globalen historischen Entwicklungen, die auch so weit außerhalb unserer Kontrolle sind und denen wir zum Teil ohnmächtig gegenüberstehen, unsere eigene innere Stärke zu kultivieren. Während dieser Zeit des Wandels ist der Anker in sich selbst umso wichtiger. Und dieser besteht oft aus analogen Dingen, Partnerschaften, echter Anerkennung und Community.
Wie kommt man nun raus?
Sich eingestehen, dass man gestresst ist und dass der digitale Dauerlauf mit dem ersten Entsperren des Smartphones nach dem Aufstehen beginnt. Zu sagen, ich setze hier neue Grenzen, ist ein erster Schritt. Man sollte mindestens eine Stunde nach dem Aufstehen und eine Stunde vor dem Schlafengehen das Handy ausschalten.
Dann überprüfen, welche Kanäle sind wirklich nötig und/oder haben einen positiven Einfluss auf mein Leben. Man sollte viel selektiver sein und so wenige Apps wie möglich haben. Und lieber eine halbe Stunde länger im Büro bleiben, als alles gleichzeitig, noch schnell zu machen und dabei an die Wand zu fahren.
Dann überprüfen, welche Kanäle sind wirklich nötig und/oder haben einen positiven Einfluss auf mein Leben. Man sollte viel selektiver sein und so wenige Apps wie möglich haben. Und lieber eine halbe Stunde länger im Büro bleiben, als alles gleichzeitig, noch schnell zu machen und dabei an die Wand zu fahren.