Tausende Lehrstellen in Wien offen: Warum viele Firmen keine Lehrlinge finden
Von Angelika Groß
Der KURIER hat bei Alexander Eppler von der Wirtschaftskammer Wien nachgefragt, woran es liegt, dass viele Unternehmen in Wien derzeit keine Lehrlinge finden.
Herr Eppler, rund 2.000 Lehrstellen sind aktuell in Wien frei. Warum finden sich keine Lehrlinge?
Alexander Eppler: Einerseits klaffen Angebot und Nachfrage in den Branchen auseinander – viele Jugendliche konzentrieren sich bei der Lehrstellensuche auf einige wenige Berufe, die sie kennen. Dort gibt es dann einen Überhang an Suchenden, während es in weniger bekannten Branchen kaum Bewerber für Lehrstellen gibt. Andererseits suchen die Betriebe immer öfter bewusst nach qualifizierten Jugendlichen für eine Lehre – zum Beispiel Umsteiger aus höheren Schulen. Denn die Anforderungen sind in allen Berufen in den letzten Jahren gestiegen.
Welche Branchen tun sich aktuell besonders schwer, Lehrlinge zu finden?
Dazu zählt auf jeden Fall der Tourismus. Die Branche tut sich zurzeit generell schwer, genügend Arbeitskräfte zu finden. Das gilt auch für die Nachwuchsausbildung. Hier spielen sicher auch die Arbeitszeiten in der Branche eine Rolle. Dass man auch am Wochenende arbeiten muss, wenn die Freunde feiern gehen.
Inwiefern haben sich die Ansprüche der Lehrlinge in Bezug auf die Arbeitsbedingungen verändert?
Die Jugendlichen achten heute stärker auf die Work-Life-Balance: Wie sind die Arbeitszeiten und die Arbeitsbedingungen ? Was kann mir ein Betrieb neben dem Lehrlingsentgelt noch an „Goodies“ bieten? Diese Punkte spielen in der Berufsentscheidung bei vielen eine große Rolle.