Wirtschaft/Karriere

Studie: Wenn es eng wird, fahren die Männer die Ellbogen aus

Laut dem Global Gender Gap Report 2023 dreht die Wirtschaftskrise die Uhr (der Geschlechtergleichstellung) wieder zurück. Warum sie es so drastisch ausdrücken? Ihrer Studie nach wirken sich die Dauerkrisen, mit denen die Welt aktuell konfrontiert ist, stärker auf die berufliche Weiterentwicklung der Frauen als auf die der Männer aus. Der Report wurde mit Hilfe von LinkedIn erstellt und im Rahmen des jährlichen Global Gender Gap Reports des Weltwirtschaftsforums veröffentlicht.

Das Ergebnis ist ernüchternd. In den vergangenen acht Jahren haben sich beispielsweise nur wenige Frauen auf einen Chefsessel gesetzt. Die Einstellungsrate ist weltweit nur um etwa ein Prozent jährlich gestiegen. Die Pandemie verlangsamte den Fortschritt wieder. Auch die Folgen des Krieges in der Ukraine bekamen Frauen stärker zu spüren. Allein Im ersten Quartal dieses Jahres sank der Frauenanteil in Führungspositionen weltweit auf 32 Prozent. Auch der Anteil von Frauen, die neu in Führungspositionen eingestellt wurden, ist um 3,5 Prozent zurückgegangen.

Besonders gut lässt sich der Trend im Nachbarland Deutschland erkennen. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen liegt dort bei 23 Prozent. Nur die Vereinigten Arabischen Emirate (20 Prozent) und Indien (19 Prozent) schneiden hier schlechter ab.

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Unabhängig von der jeweiligen Branche lässt sich noch ein weiterer Trend beobachten: Der Frauenanteil nimmt innerhalb der unterschiedlichen Karrierestufen nach oben weiter ab. Also je höher die Position, desto weniger Frauen. Im weltweiten Durchschnitt sinkt ihr Anteil in Führungsebenen auf 25 Prozent. Gleichzeitig wird aber knapp die Hälfte der Einstiegspositionen von Frauen besetzt.

Einige Branchen schneiden hier jedoch besser ab als andere. Zum Beispiel die Konsumgüterindustrie. Dort ist über die Hälfte der Einstiegspositionen (57 Prozent) mit Frauen besetzt, in Führungspositionen sind es nur noch 38 Prozent. Im Bildungswesen besetzen Frauen 60 Prozent der Einstiegspositionen, der Frauenanteil in Führungspositionen liegt hingegen nur noch bei 39 Prozent.

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MINT-Berufe

Ein Grund für diese Ungleichheit lässt sich wieder beim Frauenmangel im MINT-Bereich verorten. Jobs in diesem Bereich gehören zu den am schnellsten wachsenden und sind auch besonders stark gefragt. Was sie wiederum krisenresistenter als andere Berufsfelder macht. Und genau hier sind Frauen weltweit unterrepräsentiert.

Frauen machen weniger als ein Drittel (29 Prozent) der Beschäftigten im MINT-Bereich aus. Vier von fünf Führungspositionen werden hier von Männern besetzt. Dabei können weltweit immer mehr Frauen einen MINT-Abschluss vor weisen. Trotzdem starten nur wenige eine berufliche Laufbahn in diesem Bereich.

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