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Nachhaltig genug? Unternehmen müssen in Zukunft Nachweise bringen

Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Wirtschaft nicht mehr wegzudenken. Beschäftigt man sich mit nachhaltigem Wirtschaften, kommt man um den Begriff ESG nicht herum. Die Buchstabenkombination steht für „Environmental, Social and Governance“ (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), und ist mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil von Unternehmensstrategien.

Auswirkungen auf Umwelt

Worum geht es dabei eigentlich? „Im Prinzip geht es vor allem um die Frage, welche Auswirkungen meine Unternehmenstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft hat“, erklärt Michael Bauer-Leeb, Geschäftsführer bei Weitsicht, Büro für zukunftsfähige Wirtschaft.

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Nachhaltigkeit und somit auch die ESG-Kriterien werden für Unternehmen zunehmend relevanter. Nicht zuletzt, weil die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet sind, bis 2050 klimaneutral zu werden.

EU-Taxonomie

Ein wichtiger Hebel dafür ist die EU-Taxonomie. Sie definiert europaweit verbindliche Regeln, die festlegen, welche Wirtschaftsaktivitäten künftig als ökologisch nachhaltig gelten und welche nicht. Die Kriterien betreffen aber nicht nur Umweltfragen, sondern auch Soziales, wie etwa die Einhaltung arbeitsrechtlicher Standards, Nichtdiskriminierung im Arbeitsleben, gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit von Frauen und Männern oder Maßnahmen zur Verhinderung von Korruption.

Nachhaltigkeitsthemen

Banken und Finanzunternehmen müssen sich besonders intensiv mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftigen, weiß Michael Bauer Leeb, „denn für sie ist die Taxonomie bereits seit 2020 verpflichtend. Sie mussten daher schon einen Nachhaltigkeitsbericht für das Geschäftsjahr 2021 offenlegen.“

Berichtspflicht

Das bedeutet aber keinesfalls, dass sich alle anderen derweil entspannt zurücklehnen können, denn große Unternehmen müssen sich ab 2023 grundsätzlich auf Berichtspflichten einstellen, so der Experte. Ab 2024 folgen jährlich weitere Auflagen:„Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten und einem Umsatz von 40 Millionen Euro müssen dann über ihre Auswirkungen auf die Umwelt, die Menschenrechte und die Sozialstandards berichten.“ 

Bauer-Leeb empfiehlt daher dringend, sich bereits jetzt damit auseinanderzusetzen. Denn abgesehen von den kommenden Berichtspflichten mache man sich als Unternehmen auch für zukünftige Generationen attraktiver, wenn man sich mit der Thematik auseinandersetzt:

„Die Generation Z zum Beispiel kann man damit erreichen, weil sie starken Wert auf ernst gemeinte Nachhaltigkeit legt. Und das kann dazu beitragen, im ’War for Talents’ die richtigen Leute zu finden und an sich zu binden.“

Michael Bauer-Leeb

Dass der Trend zu mehr Klima-Awareness auch hierzulande bereits in den Unternehmen angekommen ist, zeigt eine aktuelle Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG Austria: „Immer mehr Unternehmen erkennen, wie wichtig ihre Rolle für die Bewältigung der Klimakrise ist, und bereiten sich schon jetzt auf die Integration wissenschaftsbasierter Klimaziele in ihre Unternehmensstrategie vor“, so die KPMG Senior Managerin Katharina Schönauer.

Kampf gegen Greenwashing

Im Kampf gegen Greenwashing brauche es laut Bauer-Leeb aber noch weitaus strengere Richtlinien: „Es gibt auf EU-Ebene bereits den Plan, eine Art Greenwashing-Richtlinie zu schaffen. Dabei geht es um die Verpflichtung für Unternehmen, ihre grünen Aussagen auch tatsächlich nachzuweisen.“

Grüner Stempel

Denn viele Firmen drücken sich mittlerweile einen grünen Stempel auf und bewerben eifrig ihre vermeintlich umweltfreundlichen Produkte. Wie nachhaltig diese allerdings tatsächlich sind, ist auf den ersten Blick oft nicht erkennbar. Bauer-Leeb sieht deshalb Handlungsbedarf: „Nachhaltigkeit ist zu einem dehnbaren Begriff geworden. Leere Behauptungen und Versprechungen reichen nicht aus, Unternehmen müssen Nachweise erbringen.“

Transformation der Wirtschaft

Grundsätzlich, so der Experte, sollten Unternehmen jeder Größe das Thema ESG für sich nutzen. Denn, Bauer-Leeb ist überzeugt: „Das wird sich durchsetzen. Wir erleben gerade die Transformation der Wirtschaft.“