Unternehmerin Tijen Onaran: „New Work ist keine Allzweckwaffe“
Von Roxanna Schmit
Weit über 100 Speaker werden bei der NEW WORK Experience 2023 (NWX23) am 14. Juni in Hamburg über die Zukunft der Arbeitswelt diskutieren. Mit dabei ist Tijen Onaran. Sie ist Unternehmerin, Investorin, Bestsellerautorin, Gründerin und Investorin. Und ihr wurde als eine von weltweit zwölf Frauen eine eigene Barbie gewidmet. Weitere Infos und Tickets zum Event unter nwx.new-work.se
Tijen Onaran, Ihr bisheriger Lebenslauf ist voller Erfolge. Wie bleiben Sie aber auch bei Rückschlägen motiviert?
Tijen Onaran: Hinter jedem Erfolg steckt eine Reihe von maximalen Misserfolgen. Je erfolgreicher Menschen sind, desto unerfolgreicher waren sie es auch mal. Die Motivation ziehe ich aus meiner Arbeit selbst – ich weiß, wofür ich jeden Tag aufstehe.
Vor kurzem sagte mir eine junge Frau, dass ich sie motiviert hätte sich aktiv für die nächste Position ins Spiel zu bringen – und sie bekam den Job. Was gibt es für eine bessere Motivation als zu wissen, dass die eigene Arbeit das Leben von Menschen positiv prägt?
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Barbie Dolls, Highheels und Lippenstift: In vielen Branchen würde man meinen dadurch nicht mehr ernstgenommen zu werden. Sie sehen es jedoch anders und setzen erst recht darauf, warum?
Als ich früher auf Business Veranstaltungen unterwegs war, dachte ich oft: warum sehe ich keine Kleidungsvielfalt? Warum sehen alle gleich aus und hinzu kommend: warum passen sich so viele Frauen den Männern in Habitus, Auftreten und Look an. Das war und ist für mich keine Vielfalt. Vielfalt bedeutet, dass ich so sein kann wie ich sein möchte. Ob mit Lippenstift, Highheels oder ohne.
Dass ich für meine Arbeit auch noch eine eigene Barbie erhalten habe, empfinde ich als große Wertschätzung – ich hatte früher eine einzige Barbie und die war blond. Heute gibt es schwarze Barbies, kleine, große – verschiedene Berufe als Barbie: das ist doch gelebte Vielfalt. Dass ich als Person zu dieser Vielfalt beitragen kann, ist ganz wunderbar.
Sie sind Teil der Jury bei "Die Höhle der Löwen": Wie verschafft man sich Gehör und wie geht man mit (manchmal nicht gerechtfertigter) Kritik um?
Menschen werden immer urteilen, egal was du machst. Deshalb kann ich nur dazu sagen: "Be your own f*cking hero!" Wer versucht allen zu gefallen, wird sich selbst verlieren. Mein Tipp lautet immer: Such dir einen Kreis, der dich supportet, eine Community, die dich stützt und dir in genau solchen Momenten auch zeigt, dass sich dein ganzes Engagement lohnt.
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New Work ist das Business-Wort des Jahres. Kürzere Arbeitszeiten, mehr Freiheiten, Work-Life-Balance: Warum ist das Vorurteil, dass nur die "jüngere Generation" soetwas will?
Ich bin der festen Überzeugung, dass auch die ältere Generation ein anderes Arbeiten möchte – aber es oft nicht eingefordert hat. Die jüngere Generation fordert es ein – radikal und bestimmt. Sie haben andere Prioritäten, als es noch bei mir der Fall war.
Manchmal ertappe ich mich und denke „Oh, das hätte ich mich damals nicht getraut“ – was nicht heißt, dass die aktuelle Entwicklung schlecht ist. Wir alle entwickeln uns weiter. Generationen verändern sich und dementsprechend müssen dies auch Arbeitsmodelle tun.
Was bringt New Work für die Arbeitswelt?
Alle reden über New Work, aber die wenigstens leben es wirklich. New Work bedeutet für mich vor allem new culture. Es bedeutet, dass Unternehmen ihre Kultur hinterfragen, entsprechend anpassen und aktiv daran arbeiten müssen, in der Neuzeit anzukommen. Dabei ist es mit einem Tischkicker oder einer Duz-Kultur nicht getan.
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Was bringt New Work nicht?
New Work ist keine Allzweckwaffe für jegliches Unternehmensproblem. Es braucht vor allem die Einstellungen von Entscheidungsträger wirklich etwas verändern zu wollen. Flexible Arbeitszeitmodelle, Shared Leadership, Hierarchiefreies Arbeiten sind dabei nur ein paar Facetten von New Work. Viel wichtiger ist, dass das Verständnis von Führung und Kultur weg muss von „das haben wir schon immer so gemacht“ hinzu „das haben wir noch nie so gemacht“
Wie wird sich New Work weiterentwickeln?
Bisher haben wir bei New Work viel über flexible Arbeitszeitmodelle gesprochen – in der Zukunft wird es so sein, dass Themen wie Diversität und Nachhaltigkeit unabdingbarer Bestandteil von New Work Debatten sind. Denn: ohne Vielfalt kein New Work. Und ohne Nachhaltigkeit kein langfristiges New Work.
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