Wirtschaft

Insolvenzen: Heimische Baubranche ist das größte Sorgenkind

Die Unternehmenspleiten sind in den ersten neun Monaten 2023 um fast zehn Prozent gestiegen. Aufgrund der Großpleiten Kika/Leiner, KSR Group und Zentrasport und anderer kletterten die Passiva um fast ein Viertel auf 1,88 Milliarden Euro. An der Spitze steht der Handel mit 737 Fällen gefolgt von der Bauwirtschaft mit 650 Fällen und der Gastronomie mit 507 Fällen.

„Zwar verzeichnet unter diesen drei Branchen aktuell die Gastronomie den größten Zuwachs, doch ist es vor allem die Bauwirtschaft, die sich immer mehr zum Sorgenkind der heimischen Wirtschaft entwickelt“, sagt KSV-Experte Karlheinz Götze. „Im Vergleich zu 2019 sprechen wir aktuell von rund zehn Prozent mehr Pleiten im Baugewerbe, Tendenz steigend.“ Denn neben den bereits steigenden Firmenpleiten kommt auch eine Auftragslage hinzu, die wenig Gutes für die Baubranche vermuten lässt, wie aus einer internen Auswertung der KSV1870 Wirtschaftsinformation hervorgeht.
 

„Unsere Expertinnen und Experten haben den Zeitraum zwischen August und September 2023 unter die Lupe genommen, und dabei festgestellt, dass die Auftragslage in der gesamten Baubranche zuletzt stark rückläufig ist. Insgesamt ist die Auftragslage für 2023 schwach und auch 2024 wird aus heutiger Sicht nicht besser werden“, sagt KSV1870-Chef Ricardo-José Vybiral.

Die Gründe dafür: Zum einen hat die schwierige Situation der Bauwirtschaft in Deutschland Auswirkungen auf den heimischen Markt. „Weiters sind die Baubewilligungen in Österreich gegenüber dem Jahr 2019 um rund ein Drittel rückläufig. Vor allem Projektentwickler im Wohnbau und dabei beauftragte Bauunternehmen leiden unter den verschärften Kreditbedingungen, steigenden Zinsen und erhöhten Baukosten, da die Nachfrage von Endverbrauchern aufgrund fehlender Finanzierungsmöglichkeiten gesunken ist und Bauvorhaben damit nicht mehr rentabel sind“, so der KSV1870. „Diese Entwicklungen spiegeln sich auch im Bereich der Hypothekarfinanzierungen (Immobilienfinanzierungen) wider, die im ersten Halbjahr 2023 um 51 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen sind.“