Wirtschaft/Immo

waax Architekten lassen Bauernsacherl wieder aufleben

Wer das Haus der Eltern oder Großeltern erbt, hat oft das Bedürfnis, den Ort als Erinnerung an eine schöne Kindheit zu erhalten. So auch eine junge Familie, die ein kleines landwirtschaftliches Gut aus dem 19. Jahrhundert bei Wels geerbt hat. Bis zuletzt war es vom Großvater der Bauherrin bewohnt, daher auch der Name des Projekts: „Opa’s Haus“.

Der Altbau sollte erhalten und um einen Zubau ergänzt werden. Damit wurde das Brüderpaar von waax Architekten aus Linz beauftragt. Das Haus war marode, die Raumaufteilung passte nicht, der Dachboden sollte ausgebaut werden. „Sanieren, Umbauen und Anbauen“, fasst Gregor Wakolbinger zusammen, „so lautete der Wunsch der Bauherrn“. Die Planung wurde daher genau auf den Bestand abgestimmt. Doch wie sich im Lauf der Arbeiten herausstellte, war die Substanz in einem schlechteren Zustand als angenommen. „Wir haben viele Proben genommen, aber offensichtlich immer an der falschen Stelle“. Großteile der Fundamente waren nicht mehr tragfähig, am Ende blieb nur der Abriss.

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Ein Neubau kam nicht in Frage, die ursprünglichen Pläne sollten umgesetzt und der Altbau bewahrt werden. Wakolbinger: „Die Bauherrin war emotional eng an das Gebäude gebunden. Darum wurde es neu aufgebaut. An gleicher Stelle im gleichen Ausmaß, mit gleicher Ausrichtung und selbem Grundriss.“ Sogar die Kastenfenster wurden wie beim Original nachgebaut.

Im Kontrast dazu dockt ein roh belassener Beton-Kubus an den rustikalen Bauteil an. Das Carport, ein Fahrradraum, eine kleine Werkstatt und Wellnessbereiche wie Sauna, Duschen und ein Ruheraum sind darin untergebracht. Der Anbau lässt eine Hofsituation entstehen, die eine gute Aufenthaltsqualität schafft und den zehn Meter langen Infinity-Pool vor fremden Blicken schützt. Zudem bietet es einen überdachten Terrassenbereich mit Atrium. Das lässt die Luft zirkulieren, sodass es sich hier auch an heißen Tagen gut aushalten lässt.

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Gewohnt wird im rekonstruierten Gebäudeteil, der über den Neubau erschlossen wird. Herzstück ist ein großzügiger Wohn-Ess-Bereich mit ausladender, weißer Küchenzeile. Wakolbinger: „Weil die Bauherren gerne kochen, sollte die Küche kein versteckter Ort sein, sondern viel Platz für Gäste bieten.“ Der Raum öffnet sich nach oben bis unter den Giebel. Eine Galerie aus Schwarzstahl bietet Platz für die Büchersammlung, Dachfenster sorgen für ausreichend Tageslicht. Ein beidseitig verglaster Kamin verbindet den Wohn- mit dem dahinterliegenden Fernsehbereich.

Von der Wohnküche zweigen die kleineren Räume ab: das Elternschlafzimmer mit Bad und Ankleide sowie einem Büro im Erdgeschoß. Die Kinderzimmer mit eigenem Bad befinden sich im Obergeschoß. Möbelstücke aus dem Haus der Großeltern – etwa ein alter Melkschemel oder ein gedrechselter Bauerntisch samt Stühlen – wurden mit übersiedelt und finden im neuen Familiendomizil neben modernen Einrichtungsgegenständen ihren Platz.

 

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Die schleichende Zersiedelung des ländlichen Raums und die massive Bodenversiegelung zählen zu den drängenden Umweltproblemen unserer Zeit. Vor diesem Hintergrund ist es zu begrüßen, wenn bestehende Bauten erhalten werden – „auch wenn es finanziell aufwendiger war als ein Neubau“, schildert Wakolbinger. „Opa’s Haus“ ist aber nicht nur ein Beispiel dafür, wie Zersiedelung gebremst werden kann. Es zeigt auch, wie ressourcenschonendes Bauen geht: Das Refugium wurde mit Ziegeln und Holz aus dem Altbestand wiederaufgebaut.

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