Alte Baustoffe mit Charakter
Patrick Kropik streicht sanft über die Maserung des vor ihm liegenden Holzes. „Hier, das kleine Stück hier, das gehört noch ausgebessert“, sagt er, nimmt die Schleifmaschine ein weiteres Mal zur Hand und fährt damit über den mehr als 200 Jahre alten Eichenboden. Der 31-Jährige hat eine besondere Leidenschaft. Er liebt alte Dinge, Materialien, Baustoffe. „Ich mag Dinge, die eine Geschichte haben.“
Auf alte Baustoffe spezialisiert
In seiner „Baustoffmanufaktur“ in Gmünd in Niederösterreich bearbeitet er altes Holz, Ziegelsteine, Steine und Fliesen. Wie der junge Mann zu dieser Profession gefunden hat? Die Wirtschaftsfachschule Patrick Kropik abgebrochen. „Alle meine Freunde haben eine Lehre gemacht. Daher wollte ich das auch und wurde Zimmerer. Und genau da begann meine Leidenschaft.“ Mit einem ehemaligen Geschäftspartner, der mit alten Baustoffen und Antiquitäten handelte, ist dann die Spezialisierung auf alte Baumaterialien entstanden. Im Jahr 2009 wurde dann schließlich die „Baustoffmanufaktur“ gegründet.
Kauft Materialien von der Baustelle
Sein Konzept: Kropik kauft alte Baustoffe, meist direkt von einer Baustelle, wenn diese im Zuge eines Umbaus oder eines Abrisses zum Vorschein kommen. Er bearbeitet diese, wertet sie auf und verkauft sie wieder. So liegen auf seinem Grundstück kleine, viereckige Pflastersteine aus Prag und etwas größere aus Mailand, die in Österreich bei einem neuen privaten Bauprojekt eine Heimat finden werden. „Oder das hier“, sagt Kropik und deutet auf eine dunkle Diele. „Das hier ist ein alter Eichenboden aus München, den wir herrichten werden und der dann nach Mallorca zu einem Kunden geht.“
Demontieren, waschen, schleifen, bürsten
Das „Herrichten“ mag simpel klingen, ist allerdings durchaus aufwendig. Zunächst muss der alte Holzboden dazu vor Ort demontiert werden. „So oft es geht, machen wir die Demontage selbst, im Ausland allerdings nicht“, erzählt der 31-Jährige. Im Anschluss wird jedes einzelne Brett kontrolliert und die schadhaften Dielen aussortiert. Dann werden die Bretter gewaschen. Danach kommen sie in die Trockenkammer, bevor sie weiterverarbeitet werden. „Jedes einzelne Brett wird auf schonendste Methode bearbeitet. Geschliffen, gebürstet, gehobelt. Das ist reine Handarbeit“, erklärt Kropik. Maschinen unterstützen nur beim Sägen. „Die Oberflächenversiegelung ist Wunsch des Kunden. Wir lackieren nicht, die Holzbretter bleiben naturbelassen. Weniger ist mehr und man möchte ja den Charakter des Bodens sehen.“
Patina soll erhalten bleiben
Kropik hat sich vor fünf Jahren auf das Material Holz spezialisiert. „Meine Leidenschaft liegt eindeutig bei den Böden. Das liegt mir im Blut“, wie er es beschreibt. Neben diesem Kerngeschäft handelt er auch mit Fliesen, Steinen und Ziegeln, die aber weitaus weniger Bearbeitung benötigen. Die Fliesen müssen nur sortiert und gewaschen werden. „Die Pflastersteine werden häufig, je nach Kundenwunsch, in eine bestimmte Dicke geschnitten und dann beispielsweise als Einfahrt bei einer Garage oder für einen Zugang zu einem Einfamilienhaus gelegt.“ Auch die Ziegel werden sortiert und gewaschen. „Wobei meiner Meinung nach, je mehr man sie reinigt, desto mehr verlieren sie an Charakter“, sagt Kropik.
Alter Holzboden
Die Abnehmer der neuen, alten Baustoffe sind meist Privatkunden, die ihre Badezimmer und Küchen mit den besonderen Fliesen ausstatten wollen – oder die eine bestimmte Wand mit den alten Ziegeln verkleiden möchten und natürlich den Charme der Jahrhunderte alten Holzböden bevorzugen. Aber auch Unternehmen sind an den Baustoffen mit Charakter interessiert. So wurden alle Filialen der Burgerkette „Le Burger“ mit Ziegelverblendern der Baustoffmanufaktur ausgestattet. „Wir haben Anfragen aus ganz Europa, vor allem was die Holzböden betrifft“, so Kropik. Aber er hat auch im Vorjahr einen Brunnentrog aus dem Jahr 1850 aufgewertet, der nun vor einem Privathaus auf einem Berg in der Schweiz steht.
Recycling
Auch wenn die Aufträge zum Teil aus ganz Europa kommen, ist Kropik der Nachhaltigkeitsaspekt sehr wichtig. „Wir schauen, dass wir die Baustoffe meistens aus Österreich beziehen und natürlich geht es mir darum, dass wir die alten Baustoffe nicht entsorgen, sondern wiederverwerten und den Recycling-Gedanken vorantreiben. Denn die Menschen kommen immer mehr dahinter, dass wir mit Baumaterialien und der Umwelt anders umgehen müssen.“ - Claudia Weber