"Meilenstein" für kriselnde 6B47: Investor Pecik steigt bei Althan Quartier ein
Der kriselnde Wiener Immobilienentwickler 6B47 gibt seine größte Baustelle, das Althan Quartier in Wien, ab. Gleichzeitig werden die Schulden neu geordnet. Käufer sind neben dem Gesellschafter Baustoff + Metall GmbH die Investoren Ronny Pecik und Stefan Schönauer. Es sei durch eine Gesamtrestrukturierung der Schulden mit den finanzierenden Banken gelungen, das Großprojekt bis zur geplanten Fertigstellung im ersten Quartal 2025 durchzufinanzieren, teilte 6B47 am Mittwoch mit.
Das Althan Quartier ist derzeit eine der größten innerstädtischen Baustellen Wiens. Auf einem Areal mit 2,4 Hektar sollten ursprünglich bis zum dritten Quartal 2024 hunderte Wohnungen, Büros, Geschäfte und ein Hotel entstehen. Das Gesamtprojektvolumen hätte laut Bilanz 2022 rund 570 Mio. Euro betragen sollen. Zuletzt warnte der Wirtschaftsprüfer Deloitte vor den finanziellen Folgen einer "erheblichen Bauzeitverlängerung und Baukostenüberschreitungen".
Bisher war das Mega-Projekt von einem heimischen Bankenkonsortium mit 360 Mio. Euro bis Ende 2024 finanziert. Konsortialführer dafür war die Raiffeisen Bank International AG (RBI). Weitere Konsortialpartner sind die Oberbank, die Raiffeisenlandesbanken Steiermark und Oberösterreich sowie die Volksbank Wien, die Sparkasse OÖ, VKB und Hypo Vorarlberg.
6B47-Vorstand Christian Mayer sprach in der Aussendung von einem "wesentlichen Meilenstein in der Restrukturierung der 6B47 AG". Der Projektentwickler hatte sich erst kürzlich auch aus der Quartierentwicklung in der Wiener Eichenstraße zurückgezogen. Dort führt der Baukonzern Porr das Projekt in Eigenregie fort.
Beim Althan Quartier über dem Franz-Josefs-Bahnhof in Wien-Alsergrund soll 6B47 das Projekt fertigstellen und auch die Mieterinnen und Mieter für die rund 260 Wohnungen suchen. Die Vermarktung soll mit September starten. Bei den Büros sei bereits die Hälfte der Flächen vermietet, hieß es. Das Althan-Projekt umfasst auch eine Adaptierung des Kopfbaus am Julius-Tandler-Platz.
Bei dem Immobilienprojekt handelt es sich um eine Revitalisierung. Durch den weitgehenden Erhalt der vorhandenen Gebäudesubstanz soll möglichst viel des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) eingespart werden. Stahl, Beton und andere Materialien würden im umgebauten und neuen Gebäude wiederverwendet, hieß in früheren Unterlagen der Stadtentwicklungskommission der Stadt Wien.
Doch 6B47 wuchs das Projekt infolge der steigenden Zinsen und Baukosten über den Kopf. Deloitte versagte für 2022 den Bestätigungsvermerk, weil die Wirtschaftsprüfer den Fortbestand des Unternehmens für nicht mehr gesichert hielten. Wie Deloitte im negativen Prüfungsurteil festhielt, kam es "beim größten Projekt der 6B47-Gruppe, dem Althan Quartier, zu einer erheblichen Bauzeitverlängerung und Baukostenüberschreitungen, die sich darüber hinaus wegen des deutlich gestiegenen Zinsniveaus negativ auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage auswirkten".
2022 schrieb 6B47 laut Firmenbuch einen Nettoverlust von 6,6 Mio. Euro. Tiefrot mit minus 35 Mio. Euro war das Finanzergebnis aufgrund "von stark angestiegenen Zinsaufwendungen für Kreditverbindlichkeiten", wie es im Konzernabschluss heißt.
Größter Aktionär der 6B47 Real Estate Investors AG ist seit 2020 die Baustoff + Metall GmbH des 2022 verstorbenen Unternehmers Wolfgang Kristinus. Gegründet wurde 6B47 von Ex-ÖBB-Chef Martin Huber sowie dem Bau- und Immo-Unternehmer Erwin Krause. Beide hielten zuletzt laut "Wirtschaftscompass" je 20,9 Prozent der Anteile.