Holzindustrie erwartet angesichts der Bauflaute ein hartes Jahr 2023
Von Anita Kiefer
„Wir wissen schon jetzt: 2023 wird kein Jubeljahr werden.“ So zufrieden man in der Holzindustrie mit dem abgelaufenen Jahr 2022 ist, so düster ist der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. 2022 erwirtschafteten die knapp 1.300 Mitgliedsbetriebe ein Produktionsvolumen von 11,45 Milliarden Euro. Um 13 Prozent mehr als im Jahr davor.
Schon Mitte des Vorjahres ging es mit der Nachfrage bergab, die traditionelle Frühjahrsbelebung finde nicht statt, erklärte Holzindustrie-Obmann-Stellvertreter Erlfried Taurer darüber hinaus bei der Präsentation der Jahres-Ergebnisse. Vor allem die Aufträge aus der Bauwirtschaft würden fehlen.
"Längere Flaute" erwartet
Was sich wohl nicht so schnell ändern wird, auch wenn Prognosen schwierig seien. Man stelle sich „auf eine längere Flaute“ in der Bauwirtschaft ein. Allein in Österreich seien im Vorjahr 17.000 Wohnungen weniger genehmigt worden als im Jahr davor, das entspricht einem Rückgang von fast einem Viertel. Auch in Deutschland stagniere der Wohnbau. Die Gründe dafür sind, wenig überraschend, unter anderem gestiegene Kosten für Rohstoffe, Energie und Personal sowie verschärfte Kreditvergabebedingungen.
Für heuer wird daher eine geringere Schnittholzproduktion von etwa 10 Prozent unter dem Vorjahr erwartet. Die Betriebe werden ihre „Kapazitäten reduzieren müssen“, wie Taurer sagte. In den vergangenen Jahren habe man relativ konstant eine Beschäftigtenzahl von 28.000 halten können, so Holzindustrie-Obmann Herbert Jöbstl.
Lange Vorlaufzeiten
Gegen Ende 2022 haben bereits einige Unternehmen der Branche, prominentestes Beispiel ist Weitzer Parkett, Mitarbeitende freigesetzt. Aktuell seien viele dabei, Urlaube und Überstunden abzubauen. Ewig ginge das aber nicht, betonte Taurer. Erschwerend hinzu kommt, dass Bauprojekte lange Vorlaufzeiten haben. „Projekte, die heute nicht genehmigt werden, werden in den nächsten 12 bis 24 Monaten nicht gebaut.“
Schon Ende des Vorjahres forderte die Holzindustrie ein Kurzarbeitsmodell, um den Betrieben zu ermöglichen, die Beschäftigten zu halten. Es gebe Signale, dass ein solches mit Oktober starten könne. „Das ist für uns zu spät“, erklärte Geschäftsführer Heinrich Sigmund. Man plädiere für ein Modell ab Juli, auch wenn die Auszahlungen erst rückwirkend ab Oktober erfolgen. Das wäre ein „erster richtiger Schritt“.
Allerdings müssten auch die Förderlandschaft sowie Kreditvergaberichtlinien angepasst werden. Bei Letzteren gebe es wohl „einen kausalen Zusammenhang“ zu den rückläufigen Genehmigungen im Wohnbau.
Alte Gebäude
Der zweite Obmann-Stellvertreter, Andreas Ludwig, forderte außerdem das Zünden eines „Sanierungsturbos“ etwa durch den Abbau von bürokratischen Hürden. Generell solle in bezahlbaren und effizienten Wohnbau investiert werden, auch im Neubau. Ein „degrowth“-Ansatz im Sinne von es werde einfach nichts mehr gebaut sei nicht die Lösung, so Taurer. „Alle Voraussetzungen, die wir brauchen, gerade auch für den green deal, gehen davon aus, dass wir künftig sehr wenig Energie für die Raumwärme brauchen.“
Viele der bestehenden Gebäude seien in den 60er- und 70er-Jahren erbaut worden. Mit diesen Gebäudesubstanzen ließen sich die entsprechenden Ziele nicht erreichen.