Wecken grüne Finanzanlagen eine falsche Hoffnung?
Von Martin Meyrath
Die Finanzwirtschaft soll ergrünen, Profite also in Einklang mit dem Klimaschutz erzielt werden und diesen sogar noch unterstützen, indem Investorengelder für nachhaltige Projekte lukriert werden. Im vergangenen Jahr wuchs das von grünen Fonds verwaltete Vermögen europaweit um 52 Prozent auf 1,1 Billionen Euro. In Österreich gibt es inzwischen über 170 Fonds mit Umweltzeichen.
Das klingt zwar gut, funktioniert aber nicht, behauptet zumindest Tariq Fancy. Überraschend ist das insofern, als Fancy bei dem US-Investmentfonds Blackrock für die Implementierung von Nachhaltigkeit zuständig war. Seine Erklärung ist relativ einfach: Der Sinn der Finanzmärkte ist der Profit. Investoren sind verpflichtet, für ihre Kunden maximale Renditen zu generieren. Umweltziele können also nur dann erreicht werden, wenn sie sich finanziell lohnen.
Der Wiener Volkswirt Johannes Jäger sieht das ähnlich. Der Finanzsektor habe nicht die Aufgabe, Politik zu machen, sondern Mittel effizient zu verteilen, so Jäger. Der Sektor bewegt sich dabei grundsätzlich innerhalb der politisch definierten Rahmenbedingungen und kann diese nicht ersetzen.
Im Gegensatz zur Realwirtschaft ändert sich auf den Finanzmärkten mit einer Verschiebung der Nachfrage nicht die Verfügbarkeit der Produkte. Die nicht-grünen Geldanlagen werden dann also lediglich von anderen Eigentümern gehalten. Ihre Preise richten sich nicht nach der Nachfrage, sondern den erwarteten Erträgen. An der wirtschaftlichen Struktur ändert sich dadurch nichts.
Lenkungseffekte
Staatliche Förderungen für grüne Investments, wie etwa die in Österreich geplante Befreiung von der Kapitalertragssteuer (KESt), hält Jäger deswegen für kontraproduktiv.
Zwar könnten sie dabei helfen, privates Kapital für ökologische Vorhaben zu mobilisieren, sie kosten den Staat aber auch Geld. „Einfacher und aus fiskalpolitischer Perspektive nachhaltiger“ wäre es demnach, dieses Geld gezielt dort einzusetzen, wo mit Umweltschutz keine Gewinne erzielt werden können.
Zweitens könnte über Steuern, beispielsweise auf CO2-Emissionen, eingegriffen werden, so Jäger. Lenkungseffekte würden sich dann dadurch ergeben, dass umweltschädliche Geschäftsmodelle weniger lukrativ werden. In weiterer Folge sollte sich das auch auf deren Wert an den Finanzmärkten auswirken. Als Beispiel nennt Jäger die Abgasreduktion bei Autos, die mit der staatlichen Vorgabe von Grenzwerten erwirkt wurden.