Wirtschaft

8. März: "Emanzipation hat im Finanzleben immer noch nicht stattgefunden"

Auch der 113. Frauentag, der am Freitag begangen wird, hat nichts von seiner Relevanz eingebüßt. Noch immer verdienen Frauen deutlich weniger. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Berufsleben und führt zu einer massiven Pensionslücke und häufigeren Altersarmut.

Die gute Nachricht lautet: Die Einkommenslücke der Frauen gegenüber Männern schließt sich. Aber sie schließt sich sehr langsam und ist im EU-Vergleich in Österreich überdurchschnittlich groß.

Will man solch EU-weit vergleichbare Daten haben, muss man auf Zahlen aus 2022 zurückgreifen. Dabei zeigt sich: Im Jahr 2012 betrug der sogenannte „Gender-Pay-Gap“ 22,9 Prozent (gemessen an den Bruttostundenlöhnen, also inklusive des bei Frauen höheren Teilzeitanteils). 

Im Jahr 2022 lag dieser geschlechterspezifische Gehaltsunterschied immer noch bei 18,4 Prozent, eine Verbesserung von 0,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Der EU-Durchschnitt lag 2022 schon bei 12,7 Prozent.

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Selbst ist die Frau

Auf diese Daten wiesen am Dienstag zwei Bankerinnen hin, denen die finanzielle Gleichberechtigung von Mann und Frau ein Anliegen ist. Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Österreich, sagt: „Dass es in Sachen Geschlechterparität dermaßen langsam vorangeht, macht deutlich, dass Frauen keine Zeit zu verlieren haben und ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen müssen.“ 

Und Stefanie Christina Huber, Präsidentin des Österreichischen Sparkassenverbandes, meint: „Emanzipation hat im Finanzleben immer noch nicht stattgefunden.“

Frauen sind häufiger von Altersarmut betroffen als Männer

Die Hintergründe werden seit Jahren diskutiert. Frauen arbeiten häufiger in schlechter bezahlten Branchen, Führungspositionen werden öfter von Männern eingenommen. Die unbezahlte „Care-Arbeit“, also die Kindererziehung oder die Pflege Älterer, erledigen auch viel öfter Frauen (40 Prozent häufiger). 

Frauen arbeiten nicht nur deutlich öfter in Teilzeit als Männer, auch bestimmte Arbeitszeitmodelle wirken zu ihrem Nachteil, sagt Karin Sardadvar. Sie forscht an der Wirtschaftsuniversität Wien dazu, wie sich sogenannte geteilte Dienste auswirken.
Die Beschäftigten leisten ihre Arbeitszeit dabei in zwei Blöcken, diese „liegen oft an den Tagesrändern“, sagte Sardadvar am Dienstag vor Journalisten. Verbreitet ist das etwa bei mobilen Pflegediensten oder in der Gebäudereinigung – also Branchen, in denen vor allem Frauen und anteilig viele Menschen mit Migrationsgeschichte arbeiten.  Sie haben nicht nur verdoppelte Wegzeiten, sondern effektiv „ein Leben, in dem sie sowohl früh aufstehen als auch spät arbeiten“, mit negativen Folgen für Gesundheit, Familienleben und Partnerschaft. Auch zeige die Forschung, dass die Unterbrechungen zwischen den zwei Schichten oft nicht als Freizeit wahrgenommen werden können. Denn in dieser Zeit kümmern sich viele um Kinder und Haushalt. Laut Sardadvar sollten geteilte Dienste deswegen nach Möglichkeit vermieden oder so geregelt werden, dass sie die Beschäftigten weniger belasten. Mey

In Summe macht der Pensionsunterschied zwischen Frauen und Männern am Ende des Erwerbslebens 41,1 Prozent aus. Frauen sind deshalb auch um 50 Prozent häufiger von Altersarmut betroffen als Männer.

Rollenverteilung habe Auswirkungen auf das Sparverhalten

Es dürften aber auch veraltete Rollenbilder und mangelndes Finanzwissen an den Gehaltsdifferenzen mitschuld sein. Denn geht es um die Ausgaben des täglichen Bedarfs oder um das Taschengeld, fühlen sich Frauen zuständig, geht es um Versicherungen oder Kredite sei das noch immer Männersache. Das geht aus einer Integral-Umfrage hervor, die Holzinger-Burgstaller und Huber präsentierten.

Diese Rollenverteilung habe auch Auswirkungen auf das Sparverhalten. Während das Sparbuch bei Frauen (63 Prozent) und Männern (61 Prozent) gleichermaßen beliebt ist, nutzen deutlich mehr Männer (45 Prozent) alternative Veranlagungsformen, wie beispielsweise Wertpapiere, zur Vorsorge als Frauen (30 Prozent) dies tun. „Auch hier spielt die Einkommensdifferenz eine Rolle. Wer mehr zur Verfügung hat, kann diversifizierter veranlagen“, so Holzinger-Burgstaller.