Wirtschaft

Geld für Forschung statt für Kreisverkehre

Mit einer Forschungsquote von 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) stehe Österreich zwar nicht schlecht da, für die Spitze reiche es aber nicht, sagte Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer bei einem Pressegespräch am Dienstag. 

Um nicht im härter werdenden Wettbewerb unterzugehen, sei es  notwendig, die Rahmenbedingungen für die Forschung zu verbessern. Von der nächsten Bundesregierung forderte er, die Forschungsquote bis 2030 auf mindestens 4 Prozent zu erhöhen. 

"Absolutes Minimum"

Das sei das absolute Minimum, um bei zentralen Zukunftstechnologien wie etwa Life Science, Künstliche Intelligenz, Halbleiter oder Quantencomputer vorne mitspielen zu können, so der WKÖ-Präsident, der damit auch die Ergebnisse der Konferenz „Starke Forschung, starker Standort“, die Tags zuvor in der Wirtschaftskammer stattfand, zusammenfasste. „Wenn wir glänzen wollen, brauchen wir 4,5 Prozent.“ 

Mahrer regte auch an, die Forschungsprämie für Unternehmen von derzeit 14 auf 18 Prozent zu erhöhen: „Wenn man dafür ein paar Kreisverkehre weniger baut, macht das für die Republik Sinn.

Druck auf Unternehmen

Daneben sei es notwendig, die direkte Forschungsförderung für Unternehmen zu erhöhen. Das sei gerade in Krisenzeiten wichtig, sagte Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft FFG

Der Kostendruck sei gestiegen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen würden die Zugangskosten zu Innovationen steigen, sagte Egerth. Als Wunschziel nannte sie 330 Millionen Euro. Derzeit belaufen sich die Beiträge der öffentlichen Hand zur unternehmerischen Forschung auf 250 bis 270 Mio. Euro. 

Man dürfe die internationale Dynamik nicht unterschätzen, warnte Georg Kopetz, Chef des Luft- und Raumfahrtunternehmens TTTech und Mitglied des Rats für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung (FOWIT). 

So habe etwa Künstliche Intelligenz  in Kernindustrien, wie etwa dem Maschinenbau, viele Auswirkungen. Das brauche Unterstützung durch die Forschung, gehe aber noch nicht schnell genug: „Wir müssen aufpassen, dass wir in der industriellen Umsetzung der neuen Technologien vorne bleiben.“ 

Baustelle Kapitalmarkt

Kopetz mahnte auch Maßnahmen am Kapitalmarkt ein. „In Österreich gibt es viele tolle Technologien, die wir im letzten Schritt nicht im Land halten können, sagte der TTTTech-Geschäftsführer. 

FFG-Geschäftsführerin Egerth verwies auf die Notwendigkeit, Forschungsergebnisse und Unternehmen sichtbarer  zu machen  und durch Kooperationen, auch auf europäischer Ebene, zu stärken. Dann könnten  sie auch für institutionelle Investoren, etwa Versicherungen, interessant sein, so die FFG-Geschäftsführerin

Innovationsfonds

Österreich sei zwar gut bei der Frühförderung von Start-ups und universitären Ausgründungen, wenn es aber darum gehe, global zu wachsen, würden sich keine Geldgeber finden, sagte Mahrer. 

Er erneuerte seine Forderung nach  einem Fonds für radikale Innovationen. In einen solchen Fonds in Höhe von mindestens einer Mrd. Euro, könnten die Dividendenerträge der ÖBAG, aber auch steuerlich begünstigte private Beteiligungen einfließen, regte Mahrer an.