Wirtschaft

Die bitteren Gründe, warum der Goldpreis weiter steigen wird

Rohstoffe werden im weltweiten Handel in Dollar abgerechnet. So auch Gold. Der Dollarkurs hat im Vorjahr zu den meisten anderen Währungen deutlich zugelegt. Das hatte für Goldbesitzer aus anderen Währungsräumen einen angenehmen Effekt: Ihr Bestand an Gold legte an Wert deutlich mehr zu, als dies bei US-Amerikanern der Fall war. Bei diesen blieb der Wert des Edelmetalls mehr oder weniger gleich. In Euro gerechnet war es aber ein Plus von sechs Prozent, beim japanischen Yen sogar 14 Prozent. Dies hatte zur Folge, dass der Kurs alte Höchstmarken geknackt hat. Nur eben nicht im US-Dollar.

Doch das dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. „Wir haben schon mit einem neuen Alltime-High geflirtet“, sagt Mark Valek, Experte beider auf Edelmetalle spezialisierten Vermögensverwaltung Incrementum. Vor Kurzem notierte Gold bei rund 2.045 Dollar. Das Allzeithoch liegt bei 2.075 Dollar (vom August 2020).

Notenbanken pushen

Heuer beträgt der Kursgewinn in Dollar schon 8 Prozent; bzw. 7 Prozent in Euro, denn der Dollar hat wieder an Wert verloren, daher die annähernd gleichen Zugewinne. Hauptgrund für die Hausse seien die Zukäufe der Notenbanken auf Rekordniveau, vor allem aus den Emerging Markets.

Bis Jahresende könnten sogar noch rund 20 Prozent Wertzuwachs dazu kommen. Denn Valek und sein Kollege Ronald Stöferle, die gestern die 17. Ausgabe des jährlichen „In Gold we Trust“-Report präsentierten, gehen von einem weiteren Anstieg bis Jahresende auf 2.300 Dollar aus. Ende 2024 könnten es sogar 2.500 sein.

Die gute Nachricht für Goldanleger hat aber schlechte Hintergründe. Denn die beiden Experten erwarten eine Rezession der Weltwirtschaft in den nächsten 12 Monaten. „Die Rezession steht vor der Tür. Sie kommt so sicher wie das Amen im Gebet.“ Der Arbeitsmarkt sei der „Last Man Standing“. Aber auch hier gebe es schon eine Eintrübung, wie die US-Technologiekonzerne zeigen. Und auch andere Konjunkturindikatoren würden nach unten zeigen.

Zugleich wird laut Stöferle auch die Inflation wieder an Fahrt aufnehmen. Denn infolge der kommenden Rezession müssten die Notenbanken panikartig bei ihrer Zinspolitik umschwenken müssen. „Der geldpolitische Showdown naht.“ Damit werde das Fundament für die nächste Inflationswelle gelegt. Stöferle geht mit den Notenbanken hart ins Gericht. „Wir haben schon Ende 2020 gesagt, es wird langsam Zeit, Geld aus dem Markt zu nehmen.“ Doch EZB, Fed und Co. hätten die steigenden Inflationsraten zunächst als „vorübergehend“ abgetan, dann dem Krieg in der Ukraine die Schuld gegeben. „Die Notenbanken haben das Problem zu spät erkannt. Und jetzt müssen wir vor den Konsequenzen der geldpolitischen Vollbremsung warnen.“ Die ersten Folgen seien bereits bei den fallenden Preisen für Immobilien und Kryptos sowie bei den Problemen einiger US-Banken bemerkbar.

Doch vielleicht kommt es doch nicht so schlimm. Schließlich lautete die Vorhersage von Incrementum für den Goldkurs für Jahresende 2022 rund 2190 Dollar. Geworden sind es 1825.