Wirtschaft

Deutscher Staat steigt mit 30 Prozent bei Uniper ein

Deutschland eilt dem angeschlagenen Energiekonzern Uniper zur Hilfe. Der Staat stützt das Unternehmen mit insgesamt 15 Milliarden Euro und beteiligt sich der Staat mit 30 Prozent an der Tochter des finnischen Fortum-Konzerns. Eine Zerschlagung Unipers ist damit vom Tisch.

Die Kapitalerhöhung sehe einen Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre vor, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Uniper wird aber noch weiter gestützt: Ein Pflichtwandelinstrument in Höhe von bis zu 7,7 Milliarden Euro solle an den deutschen Bund ausgegeben werden, dessen Ausgabe in Tranchen erfolge. Fortum werde die Option eingeräumt, Teile des Pflichtwandelinstruments vom Bund zu erwerben. Zudem wird das Darlehen der staatlichen Förderbank KfW an Uniper von bisher 2 auf 9 Mrd. Euro erhöht.

Gazprom-Kunde

Uniper ist der größte Gasimporteur Deutschlands und beliefert unter anderem mehrere Stadtwerke - und der Konzern hält die Lieferverträge mit dem russischen Gazprom-Konzern. Im Juni wurden die Lieferungen durch die für Deuschland wichtigste Pipeline Nord Stream 1 gedrosselt. Gazprom begründete das mit technischen Problemen und berief sich auf "höhere Gewalt", wohl um Klagen aus Deutschland abzuwehren.

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Für Uniper bedeutete das, dass das Unternehmen Gas teuer am europäischen Spotmarkt zukaufen musste, um seine Lieferverbindlichkeiten zu erfüllen. Dadurch kam das Unternehmen finanziell in Schieflage. Nun bekommt Uniper weitere Kredite der Staatsbank KfW über 7 Mrd. Euro, um die sich täglich auftürmenden Verluste auszugleichen.

Bereits der Stopp der Nord Stream 2 Pipeline, an deren Finanzierung ebenso wie unter anderem die österreichische OMV beteiligt war, kostete das Unternehmen heuer etwa eine Milliarde Euro. Die Verluste im Tagesgeschäft belasten das Unternehmen auch insofern, weil die von Ratingagenturen bewertete Kreditwürdigkeit darunter leidet.

Preise für Endverbraucher steigen

Der deutsche Bund will Uniper auch weiter unter die Arme greifen. Ab dem 1. Oktober 2022 soll ein allgemeiner Mechanismus zur Weitergabe von 90 Prozent der Ersatzbeschaffungskosten für alle Importeure infolge russischer Gaskürzungen eingeführt werden. Das bedeutet, dass Uniper die höheren Kosten an die Konsumenten weitergeben kann. Die EU-Kommission muss dem Paket noch zustimmen.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte am Freitag aber auch weitere Entlastungen für die Bürger an. Anfang 2023 soll es eine große Wohngeldreform geben, in der auch eine Heizkostenpauschale vorgesehen ist. Es solle verhindert werden, dass jemand vor eine unlösbare Situation gestellt werde, sagte Scholz. "You'll never walk alone. Wir werden das tun, was erforderlich ist und so lange, wie das notwendig ist", so Scholz.