Deutscher Bundesbankpräsident sieht schlimmste Phase überwunden
Von Daniela Kittner
Nach Ansicht von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ist die schlimmste Phase der Wirtschaftskrise in der Corona-Pandemie vorüber. Zwar sei die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal sicher noch erheblich stärker gesunken als im ersten, sagte er in einem Interview mit
der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Aber: „Der Tiefpunkt dürfte mittlerweile hinter uns liegen, und es geht wieder aufwärts."
Auf den scharfen Einbruch folge aber nur eine vergleichsweise allmähliche Erholung. Die Politik habe schnell und beherzt reagiert. Dabei müsse wohl immer wieder nachgesteuert werden, da die weitere Entwicklung schwer absehbar sei. „Wir müssen vermeiden, dass aus vorübergehenden Schwierigkeiten dauerhafte Probleme werden. Eigentlich gesunde Unternehmen sollten nicht kaputtgehen“, betonte der Bundesbank-Präsident.
„Wichtig ist, dass die Maßnahmen gezielt und temporär sind.“ Im Anschluss sei es entscheidend, wieder zu einem soliden Haushalt zurückzukehren.
Eine rechtzeitige Umsteuerung sei auch in der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wichtig. „Es muss klar sein: Wenn die geldpolitische Normalisierung mit Blick auf die Preisentwicklung erforderlich wird, darf sie nicht aus Rücksicht auf die staatlichen Finanzierungskosten unterbleiben.“
Zu Beteiligungen des Staates an Unternehmen, wie es der Rettungsplan für die Lufthansa vorsieht, oder am Impfstoffhersteller Curevac sagte Weidmann: „Auf der einen Seite ist es richtig, dass der Staat nicht nur Liquidität bereitstellt, sondern auch Kapital, um den Zusammenbruch eigentlich gesunder Unternehmen zu verhindern.“ Aber es treibe ihn schon um, dass Rufe nach industriepolitischen Interventionen stärker in Mode kommen. „Das sollte nicht der Standard für normale Zeiten sein.“