AUA-Mutter Lufthansa scheint gerettet
Die wochenlangen Verhandlungen um die Zukunft der wegen der Corona-Krise taumelnden Lufthansa kommen wohl heute zu einem Ende: Demnach steigt der deutsche Staat bei der Fluglinie ein. Wie der Spiegel berichtet, ist ein Regierungsvertreter gerade auf dem Weg nach Frankfurt, um den Deal abzuschließen.
25+1
So soll der umstrittene Schritt im Detail aussehen: Der Staat wird sich demnach mit 25 Prozent plus einer Aktie an der Lufthansa beteiligen - und ihr darüber hinaus weiteres Kapital zur Verfügung stellen. Zudem sichert der Konzern der deutschen Regierung zwei Plätze im Aufsichtsrat zu. Die Gesamtkosten der Investition dürften sich auf etwa neun Milliarden Euro belaufen.
Über einen möglichen Lufthansa-Einstieg des deutschen Bundes hatte es in den letzten Wochen hitzige Diskussionen gegeben, auch innerhalb der Großen Koalition. Vertreter der SPD sowie Finanzminister Scholz hätten sich demnach für ein größeres Mitspracherecht der Regierung im Konzern ausgesprochen, während der Wirtschaftsflügel der CDU/CSU um Verkehrsminister Andreas Scheuer und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder eine sogenannte "stille Beteiligung" ohne Aufsichtsratssitze bevorzugt habe.
Wie der Spiegel nun berichtet, befindet sich ein Vertreter der Bundesregierung aktuell auf dem Weg nach Frankfurt, um den Lufthansa-Bossen den Vorschlag zu präsentieren. Der Einstieg des Staates müsste allerdings noch im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung von den Aktionären genehmigt werden.
Kanzlerin Angela Merkel bestätigte am Mittwochabend finale Verhandlungen. Es sei "in Kürze" mit einer Entscheidung zu rechnen. Die Regierung sei in „intensiven Gesprächen“ mit dem Unternehmen und der EU-Kommission. Merkel sagte zudem, sie könne zu laufenden Gesprächen keine Details nennen.
3-Stufen-Plan
Nach dpa-Informationen hatte sich die Regierung am Mittwoch auf einen gemeinsamen Vorschlag für ein Lufthansa-Rettungspaket geeinigt. Demnach will sich der Bund zunächst mit weniger als 25 Prozent direkt an der Lufthansa beteiligen. Demnach hätte der Bund keine Sperrminorität - er könnte wichtige strategische Entscheidungen nicht blockieren. Über die Konstruktion eine Wandelanleihe im Wert von fünf Prozent plus einer Aktie solle der Staat in die Lage versetzt werden, im Falle des Versuchs einer feindlichen Übernahme eine Sperrminorität aufzubauen, hieß es. Zuerst hatte das Handelsblatt über die Ausgestaltung berichtet.
9 von 10 Maschinen am Boden
Die Lufthansa gerät wegen der Reiseverbote im Zuge der Corona-Pandemie in immer größere Turbulenzen. Das Unternehmen verbrennt rund eine Million Euro pro Stunde, mehr als 90 Prozent der Flugzeugflotte stehen am Boden.