Der Sneaker-Hype: Von der Laufbahn auf den Laufsteg
Von Johannes Arends
In den vergangenen Jahren hat der Hype um die oftmals bunten, aber noch viel öfter glänzend weißen Schuhe noch einmal so richtig Fahrt aufgenommen. Weil inzwischen fast jeder Sneaker trägt, fällt es oft nicht so leicht, sich abzugrenzen. Die Hersteller wissen das – und bringen deshalb jährlich künstlich verknappte Sonderkollektionen auf den Markt.
Die Neuerscheinungen führen weltweit regelmäßig dazu, dass Kunden-Massen über Nacht vor den Geschäften zelten – und die Schuhe innerhalb kürzester Zeit nach Ladenöffnung ausverkauft sind. Doch die meisten belagern Fachgeschäfte wie Footlocker, Snipes und Co. Nicht etwa, um die begehrten Schuhe selbst zu tragen, sondern um sie für teures Geld weiterzuverkaufen.
So geschieht es häufig, dass diverse Sneaker-Sondermodelle wie der "Air Jordan 1 Travis Scott" für mehr als 2.500 Euro auf Verkaufsportalen wie eBay oder willhaben angeboten werden.
Warum ist die ganze Welt verrückt nach Sneakers? Weil die ursprünglich für den Sport designten Schuhe meist bequemer, luftiger und atmungsaktiver als andere sind, würden Fans wahrscheinlich argumentieren.
Doch ihre Popularität liegt nicht alleine am Tragekomfort. Stattdessen hängt der Aufstieg der Sneaker, anders als bei anderen Modephänomenen wie zum Beispiel Blue Jeans, direkt mit ihren berühmten Trägern zusammen, die bestimmte Marken und Modelle bekannt gemacht haben.
Vor allem ein Name wird bis heute wie kein zweiter mit dem Erfolg des Sneakers in Verbindung gebracht: Michael Jordan. Der US-Basketballer entschied sich zu Beginn seiner Karriere, als Werbegesicht beim damals noch kleinen, lokalen Sportartikelhersteller Nike zu unterschreiben.
Hype um „MJ“
Der Rest ist Geschichte: Jordan wurde zur größten Ikone seines Sports, wurde sechs Mal Meister in der NBA und holte 1996 Olympia-Gold – bei all diesen Erfolgen trug er Nike. Der Konzern wuchs mit Jordans Erfolg mit und überragt heute mit mehr als 30 Prozent Marktanteil alle anderen Sportartikelhersteller.
Doch „MJ“ war auch abseits des Platzes besonders: Mit seinem charismatischen Auftreten und extravagantem Modegeschmack war der 1,96 Meter große Modellathlet das perfekte Testimonial. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis Nike Jordan seine eigene Schuhmarke widmete: Air Jordan.
Hip-Hop-Kultur
Auch wenn manche Sneaker-Marken klar der Rock'n'Roll-Szene zuzuordnen sind (z.B. Converse), ist der Sportschuh doch vor allem für die Hip-Hop-Kultur prägend. Sneaker waren also gerade beim Basketball und beim Hip-Hop allgegenwärtig. Beide Szenen sind stark von der afroamerikanischen Kultur geprägt. Sneaker standen somit einst sinnbildlich für die Straße und die Sporthalle. Für die schwarze US-Bevölkerung, die sich damit auch von den Kleidervorschriften des weißen Establishments abgrenzen wollte.
Heute werden Sneaker von Menschen aller Ethnien getragen und von allen großen Modemarken vertrieben. Hochpreisige Modelle sieht man regelmäßig auf den Laufstegen in Modemetropolen wie New York, Mailand oder Paris. Absurderweise sind es heutzutage die teuersten Designs, die von Rappern (mit)gestaltet wurden. So schaffte es Kanye West mit seinen erst bei Nike, dann bei Adidas vertriebenen "Yeezys" unter die Modegrößen dieser Welt. Und auch das aktuell teuerste Sondermodell ist ein klassischer "Air Jordan 1", designt von Wests Rapperkollegen (und Schwager) Travis Scott.