Eine Frau für alle Fälle: Brigitte Ederer wird ÖBB-Aufsichtsratschefin
Von Michael Bachner
Brigitte Ederer wird neue Aufsichtsratspräsidentin der ÖBB-Holding. Die bisherige Aufsichtsratschefin Andrea Reithmayer zieht sich frühzeitig als Vorsitzende des Kontrollgremiums zurück und wechselt auf eine Managementposition im Immobilienbereich der ÖBB-Infrastruktur.
Reithmayer, langjährige Vize-Rektorin der Boku, kam seinerzeit auf Geheiß von Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) in den Aufsichtsrat der Staatsbahn.
Reithmayer hätte ihre Funktion noch bis Mitte nächsten Jahres ausführen sollen. Am Donnerstagnachmittag entschied man in einer außerordentliche Sitzung die Neuaufstellung des Aufsichtsrates. Cornelia Breuß wurde als neues Mitglied bestellt, teilte die Staatsbahn mit.
Zum KURIER sagte Ederer: „Ich mache das, bis eine neue Regierung steht. Sollte es Schwarz-Blau werden, bin ich aber gleich wieder weg – noch einmal lass ich mich nicht rausschmeißen.“
Nachsatz: „Kommt eine Große Koalition hängt es vom jeweiligen Minister oder der Ministerin ab.“
Rückkehr an die Spitze
Ederer hatte den Posten der Aufsichtsratschefin schon einmal inne: Im September 2014 wurde die heute 68-Jährige zur Aufsichtsratsvorsitzenden der ÖBB gewählt. Sie war im Februar 2014 von der damaligen Infrastrukturministerin Doris Bures in den Aufsichtsrat der ÖBB-Holding berufen worden, dessen Vorsitz sie dann wenige Monate später übernahm. Nachdem die SPÖ aus der Regierung geflogen war und fortan die Freiheitlichen mit den Türkisen paktierten, färbte die FPÖ den ÖBB-Aufsichtsrat um. Erst wenige Wochen im Amt trennte sich der neue Infrastrukturminister Norbert Hofer von Ederer. "Ich habe gute Arbeit geleistet", ärgerte sie sich damals über die vorzeitige Ablöse. Im März 2018 wurde die ehemalige Siemens-Managerin von FPÖ-Manager Arnold Schiefer - aktuell ins Verhandlungsteam der Blauen gewählt - abgelöst.
Im Jahr 2020, die türkis-grüne Regierung war gerade geschmiedet worden, holte Verkehrsministerin Leonore Gewessler Ederer in den ÖBB-Aufsichtsrat zurück, als einfaches Mitglied.
Neben ÖBB Holding AG und ÖBB Personenverkehr AG ist Ederer Aufsichtsrätin bei ams OSRAM AG, Boehringer Ingelheim, Marinomed Biotech AG, Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment, TTTech Computertechnik AG und WEB Windenergie AG sowie Sprecherin des Vereins Forum Versorgungssicherheit der österreichischen Energie- und Wasserversorgung.
Bekannt wurde Ederer als EU-Staatssekretärin ab 1992 unter Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ). Sie warb für den EU-Beitritt Österreichs und propagierte den Ederer-Tausender. Später war sie Finanzstadträtin in Wien, nahm aber im Jahr 2000 ihren Abschied aus der Politik und wechselte zu Siemens in die Privatwirtschaft, wo sie bis zur Personalchefin im Mutterkonzern in München aufstieg.
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