Bittere Pleite eines innovativen Zelt-Herstellers
Von Kid Möchel
„Am 25. April 2015 schlägt man nun ein neues Kapitel auf. Durch eine Crowdfunding Kampagne will man den Schritt in die Serienproduktion vom Tunnelzelt GT XS, schaffen. Zukünftige Kunden können die Idee von Gernot Rammer und Co vorab finanziell unterstützen, um dem Start-up die Bewältigung der nächsten Hürde zu ermöglichen. Als Gegenleistung sichert man sich ein GentleTent-Produkt zu einem günstigeren Preis. Das populäre Crowdfunding soll zeigen, dass auch heutzutage Erfindergeist und Beharrlichkeit belohnt werden können. Und das auf direktem Wege gemeinsam mit den zukünftigen Kunden. Das ist jedenfalls die Hoffnung Gernot Rammers, als das Crowdfunding startet.“, heißt es auf der Firmen-Homepage. „Das Crowdfunding missglückt. Das Finanzierungsziel wird nicht erreicht und damit muss statt der angestrebten Serienproduktion das Team minimiert werden. Doppelt so stark weiterzukämpfen, bekommt dabei eine neue Bedeutung: Gernot Rammer wird kurzzeitig zum Einzelkämpfer.“
Und weiter heißt es: „Gute Publicity bringt dabei auch im April 2016 die Teilnahme an der österreichischen Start-up Show „2 Minuten, 2 Millionen“, die jedoch ohne Investition seitens der Jury bleibt. (…) Das Unternehmen übersteht die schwierige Phase dank des interessierten Investors Martin Kladensky, der sich von Beginn an aktiv einbringt. Parallel dazu wird fleißig am Mikrowohnwagen B Turtle getüftelt und im Juni 2016 schließlich die B TURTLE GmbH gegründet.“
Schulden und Vermögen
Die Rede ist von der Gentletent GmbH. Über ihr Vermögen wurde am Handelsgericht Wien aufgrund eines Eigenantrages ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Das bestätigt der Gläubigerschutzverband Creditreform dem KURIER. Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Das Unternehmen wurde 2014 gegründet und beschäftigt sich mit der Produktion und dem Vertrieb von teils patentrechtlich geschützten, aufblasbaren Autodachzelten.
An dem Unternehmen hat sich die Stadt Wien mit der "Stolz auf Wien" Beteiligungs GmbH beteiligt, der Anteil beträgt 20 Prozent.
„Die Insolvenzursachen liegen in den Umsatzeinbrüchen in den Lock-down-Phasen während der COVID19-Pandemie, Lieferproblemen, gestiegenen Finanzierungskosten sowie negativen Marktentwicklungen“, heißt es weiter.
Die Aktiva werden mit rund 276.000 Euro beziffert, die Passiva mit 852.000 Euro. 47 Gläubiger betroffen sind betroffen. Den Gläubigern wird eine Quote in Höhe von 20 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren angeboten.
Die Bilanz 2022
Im Geschäftsjahr weist die Gentletent GmbH einen Bilanzverlust in Höhe von 1,587 Millionen Euro und Verbindlichkeiten in Höhe von zwei Millionen Euro aus. Aufgrund von Kapitalrücklagen beträgt das negative Eigenkapital nur 242.700 Euro.
"Eine insolvenzrechtliche Überschuldung liegt zum Bilanzstichtag 31.12.2022 nicht vor, weil von Crowd-Investoren für deren Forderungen aus qualifiziert nachrangigen, unbesicherten Nachrangdarlehen in Höhe von EUR 179.800,- sowie vom Gesellschafter DI Martin Kladensky für dessen Forderung aus einem Gesellschafter-Darlehen in Höhe von EUR 65.000,- jew. Nachrangigkeitserklärungen gem. § 67 Abs 3 IO abgegeben wurden, sodass deren Forderungen in Höhe von insgesamt EUR 244.800,- für Zwecke der Berechnung der insolvenzrechtlichen Überschuldung nicht anzusetzen sind", heißt es im Anhang zur Bilanz 2022.