Wie Rewe mit Bio einen Milliardenumsatz erreichen will
Von Marlene Liebhart
Die biologische Landwirtschaft steht vor Herausforderungen. Zwar liegt Österreich mit 27 Prozent Bio-Anteil bei der Anbaufläche EU-weit auf Platz Eins, jedoch schrumpft die Zahl der heimischen Biobauern.
Allein im letzten Jahr haben 933 von knapp 25.000 Betrieben die Bio-Landwirtschaft eingestellt. Auch die Fläche hat sich um etwa 10.000 auf 695.180 Hektar reduziert.
Andreas Steidl, Geschäftsführer von Ja!Natürlich, der Bio-Eigenmarke des Handelskonzerns Rewe in Österreich, beunruhigt diese Entwicklung kaum. Dass immer mehr Bauern aufhören, sei nicht „bio-spezifisch, sondern eine allgemeine Änderung in der landwirtschaftlichen Struktur, etwa weil nachkommende Generationen den Betrieb nicht weiterführen möchten“, sagt Steidl.
Fixe Partnerschaften mit Zulieferern
Um die Bio-Lebensmittel trotzdem langfristig zu sichern, setze Ja!Natürlich auf fixe Partnerschaften mit seinen Zulieferern. „Der wichtigste Punkt ist nicht der Vertrag zwischen uns und den Bauern, sondern eine verlässliche Zusammenarbeit. Wir investieren sehr viel dafür, dass wir auch künftig Landwirte haben, die Lebensmittel nach unseren Vorstellungen produzieren“, so Steidl.
Denn während die österreichischen Bio-Standards bereits strenger sind als die von der EU vorgegebenen, verfolgt Ja!Natürlich „noch deutlich strengere Standards“, bestätigt Rewe-Vorstand Marcel Haraszti.
Die heutige Rewe-Eigenmarke wurde vor 30 Jahren für Billa entwickelt. Ihr Umsatz betrug im vergangenen Jahr 585 Millionen Euro. Für heuer prognostiziert Steidl „signifikant über 600 Millionen Euro“ Umsatz.
Im kommenden Jahrzehnt möchte das Unternehmen gemeinsam mit Billa Bio einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro erreichen. Billa Bio ist eine Rewe-Eigenmarke, deren Produkte den einfache EU-Biostandards entsprechen und deswegen günstiger verkauft werden als die Ware von Ja!Natürlich.
Bio weniger von Teuerung betroffen
Allgemein sei Bio bei den Preissteigerungen der Rohstoffe weniger stark betroffen als konventionelle Lebensmittel und deswegen auch in Krisenzeiten beliebt, so Haraszti.
Trotzdem sind die meisten Bio-Lebensmittel teurer als die konventionellen Alternativen. Deswegen müsse man den Konsumenten die Unterschiede klar aufzeigen, sagt der ehemalige Landwirtschaftsminister und EU-Agrarkommissar Franz Fischler.
In den nächsten Jahren sei die größte Herausforderung, die Standardisierung und die Kontrollen für die biologische Landwirtschaft so zu gestalten, dass „Bauern nicht in der Bürokratie ersticken“, so Fischler.
Von den insgesamt 1.100 Produkten aus dem Ja!Natürlich-Sortiment stammen laut Angaben des Unternehmens mehr als 80 Prozent aus Österreich. Produkte wie Kaffee, Kakao oder auch Obst, dass hierzulande nicht wächst, bezieht Ja!Natürlich aus dem Ausland.
Gefälschte Bio-Zertifikate verhindern
Die internationalen Zulieferer kontrolliert Ja!Natürlich gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Global 2000 und möchte so Korruption und gefälschte Zertifikate verhindern. „Wir konnten über die letzten Jahre durch unsere Kontrollen die Spreu vom Weizen trennen“, sagt Ja!Natürlich-Geschäftsführer Andreas Steidl.