Wirtschaft

Aqua senza gas: San Pellegrino auf der Suche nach Kohlendioxid

Der norditalienische Mineralwasser- und Softdrink-Hersteller Sanpellegrino muss zwei Tage lang die Produktion einstellen und zwar wegen Mangels an Kohlendioxid (CO2) für die Produktion von Kohlensäure für Getränke. Die 440 Beschäftigten der Abfüllanlage in der lombardischen Provinz Bergamo haben zwei Tage lang Urlaub.

Der Grund ist der Mangel an Kohlendioxid, ein notwendiges Element für das kohlensäurehaltige Wasser, das in der ganzen Welt bekannt ist. Im Jahr 2021 erreichte der Konzern mit Sitz in Bergamo mit 3,5 Mrd. Flaschen und einem Umsatz von 878 Mio. Euro wieder das Produktionsniveau von vor der Pandemie.

"Trotz des allgemeinen Problems der Rohstoffknappheit, das alle Sektoren betrifft, und der weiterhin äußerst schwierigen Situation für die CO2-Produzenten sucht das Unternehmen weiterhin nach neuen Versorgungswegen, um so schnell wie möglich zu einem normalen Produktionsfluss zurückzukehren", teilte das Unternehmen in einer Presseaussendung mit.

Kein CO2 zu finden

CO2 ist ein Nebenprodukt des Ammoniaks, das von Chemiekonzernen zur Herstellung von Düngemitteln, technischen Kunststoffen und Dieselabgasen verwendet wird. Große Chemieunternehmen haben angesichts der steigenden Energiekosten ihre Produktion zurückgefahren.

"Unsere Lieferanten haben Schwierigkeiten, CO2 zu finden", berichtete Alberto Bertone, CEO und Vorsitzender des italienischen Mineralwasserherstellers Acqua Sant'Anna, Nummer drei auf dem nationalen Mineralwassermarkt. Der Produzent mit Sitz in der Nähe von Turin musste einen Teil seiner üblichen Produktion als Reaktion auf die schwindenden CO2-Vorräte aussetzen. "Manchmal gelingt es uns, einige CO2-Lieferungen in Europa abzufangen, aber die Herausforderung wird immer schwieriger, da viele Branchenkollegen mit demselben Problem konfrontiert sind", fügt der Manager hinzu.

Auch Bier betroffen

"Eine wachsende Zahl an Getränkekonzernen, darunter auch große und mittelgroße Unternehmen, sind wegen der derzeitigen Situation auf dem CO2-Markt besorgt", warnte der Vorsitzende des Branchenverbands Assobibe Giangiacomo Pierini. "Es ist schwer zu sagen, ob einige Getränke vorübergehend aus den Supermarktregalen verschwinden werden. Aber irgendwann könnten die Unternehmen gezwungen sein, ihre Entscheidungen zu treffen", fügte er hinzu. Die Misere betreffe auch einige industriell produzierte Biersorten.

Der US-Gigant Coca-Cola, das in der Nähe von Verona die größte Fabrik in Europa betreibt, setzt auf Eigenproduktion. In der italienischen Anlage wird das benötigte Kohlendioxid selbst produziert. Größere Schwierigkeiten haben kleinere Mineralwasserproduzenten. Sprudelwasser und kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke sind nur die Spitze des Eisbergs einer Krise, die viele andere Sektoren betrifft. Auch medizinische Geräte und Großkälteanlagen benötigen das kostbare CO2.