Sport/Wintersport

Wer die ÖSV-Athleten auf den Olympia-Schnee in Peking vorbereitet

„Ich habe den Speed wiedergefunden“, sagt Christine Scheyer und lächelt. Die Zeit der Leiden, sie scheint endgültig vorbei zu sein. Begonnen hat alles vor vier Jahren: Ein Trainingssturz in Chile samt Gehirnerschütterung hatte die Vorarlbergerin im Herbst 2017 aus der Bahn geworfen. „Ich dachte, nach drei Wochen sei das überwunden, aber ich hatte vor allem koordinativ noch lange Zeit Probleme“, gesteht die 27-Jährige. Im Dezember 2018 folgte der dritte Kreuzbandriss, im Februar 2020 beendete sie die Saison vorzeitig, nachdem sie auch in Crans-Montana gestürzt war.

Der vergangene Winter brachte der einfachen Weltcupsiegerin (Abfahrt Zauchensee 2017) zwei fünfte Plätze, nun geht die BWL-Studentin aus Götzis zuversichtlich in die Olympia-Saison. „Ein paar Podestplätze“ würde sie gern einfahren, sagt sie beim Besuch in Wien.

Alle Inhalte anzeigen

Am 12. November fliegt Scheyer mit ihren Teamkolleginnen nach Colorado zum Trainingscamp in Copper Mountain, wo sie sich auf den Speed-Weltcup-Start im kanadischen Lake Louise (mit zwei Abfahrten und einem Super-G) vorbereitet.

Dass in der aktuellen Saison mehr Speedrennen stattfinden sollen, kommt Christine Scheyer entgegen, auch Matthias Mayer hält es für die „richtige Entwicklung“. Wobei der Kärntner damit rechnet, dass das eine oder andere Rennen kurzfristig ausfallen könnte: „Bei uns spielt das Wetter eine größere Rolle als in den technischen Bewerben.“

Alle Inhalte anzeigen

Tempohatz in Übersee

Für die Herren finden in Lake Louise und Beaver Creek (USA) an zehn Tagen Ende November/Anfang Dezember gleich sechs Speedrennen statt, für die schnellen Damen drei in Lake Louise (ab 3. Dezember).

Vor allem bei den Herren werden sich da wohl schon die Favoriten für Olympia in Peking herauskristallisieren, glaubt Patrick Riml, Leiter der ÖSV-Abteilung Hochleistungssport: „Immerhin sind das fast 30 Prozent aller Speedrennen der Saison.“

Mayer jedenfalls ist bester Laune – und fit. Olympia-Saisonen haben dem zweifachen Goldenen (Abfahrt 2014, Super-G 2018) seine größten Erfolge gebracht. Die Vorbereitung, sagt er, ist sehr gut gelaufen, beim Riesentorlauf in Sölden wäre von Halbzeitplatz 13 aus „einiges möglich gewesen“, geworden ist es dann ein „blöder Fehler“ samt Ausfall.

13. 11. Frauen, Zürs, Parallel
14. 11. Männer, Zürs, Parallel
20./21. 11. Frauen, Levi (FIN), zwei Slaloms
26. bis 28. 11. Männer,  Lake Louise (CAN), zwei Abfahrten, ein  Super-G
27./28. 11. Frauen, Killington (USA), Riesenslalom und Slalom
3. bis 5. 12. Frauen in Lake Louise, zwei Abfahrten, ein  Super-G
3. bis 5. 12. Männer in Beaver Creek (USA), Super-G, Abfahrt und Super-G

Gespür für Schnee

Der Schnee von Colorado soll nun den Boden für den Feinschliff bieten. Vor allem geht es um das Gefühl für dieses trockene, kalte, aggressive Weiß. Ein Cowboy könnte den Speed-Spezialisten einen Vorgeschmack auf Olympia geben: Jener Mann, der Copper Mountain wie in Beaver Creek die Pisten präpariert, ist Tommy Johnston, genannt „der Cowboy“. Patrick Riml nennt ihn einen „Spitzenmann“. Und er ist auch die erste Wahl für Olympia: Sowohl in Sotschi 2014 als auch in Pyeongchang 2018 bereitete er die Speedstrecken vor. Auch in China wird er wieder Hand anlegen, noch heuer wird er nach Peking reisen.

Was die Läufer und Läuferinnen dort erwartet, wissen sie noch nicht so genau. „Ein paar Details haben wir schon erfahren“, berichtet Matthias Mayer. Das Gelände sei „sehr anspruchsvoll“, aber nicht zu sehr. Gefahren wird mangels Niederschlägen auf reinem Kunstschnee.

Und kalt wird es sein: „Es erwarten uns minus 25 Grad und leichter Wind.“ Ein klares Ziel neben dem sportlichen hat Christine Scheyer für 2022 auch schon: „Da werde ich wohl mein Studium abschließen.“