Sport/Wintersport

Warum ÖSV-Ass Feurstein einer Hirscher-Connection viel verdankt

Der Leidensweg von Patrick Feurstein war ein langer, jetzt möchte sich der Riesentorlauf-Spezialist im Ski-Weltcup etablieren. Zunächst die ersten Punkte in Val d'Isere, katapultierte er sich in Alta Badia eine Woche später auf Platz vier. "Ich bin sprachlos", so die Reaktion des Vorarlbergers, der 2020 mehrere Monate an so heftigen Kopfschmerzen litt, dass er nicht mehr an Skifahren denken konnte. Doch unter anderem ein Ex-Vertrauter von Marcel Hirscher schaffte Abhilfe.

Im Sommer des vorigen Jahres tauchten die Schmerzen, die zuerst keiner erklären konnte, erstmals auf. "Ich bin dann von Arzt zu Arzt gerannt und habe nie wirklich eine Diagnose gekriegt, die zu hundert Prozent gestimmt hat. Irgendwann verzweifelt man, weil die Ungewissheit für uns Menschen nicht gerade das Allerbeste ist. Das sehen wir an Corona", erzählte der 25-Jährige.

Sein offenbar in großen Mengen vorhandenes Talent war ihm schon seit jeher bescheinigt worden. Als er im Europacup durchstartete und einen Weltcup-Fixstartplatz für 2020/21 herausfuhr, arbeitete er eine Zeit lang exklusiv mit Marcel Hirschers Vater Ferdinand. Im Jänner 2020 schien es, als hätte Feurstein erstmals eine gravierende Kostprobe seines Könnens hinterlassen, wurde nach Gesamtrang 18 in Adelboden aber nachträglich wegen eines Frühstarts disqualifiziert.

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Know-how von Hirscher

Ein halbes Jahr später jedoch quälte Feurstein den ganzen Tag der Kopf. Einzig in der Nacht kam die Erlösung in Form von Schlaf. "Das Leben an sich hat einfach so an Qualität verloren, dass ich ans Skifahren gar nicht mehr gedacht habe", verriet der Mann aus Mellau im Bregenzerwald. "Es war lange ungewiss, wie es weitergeht." Zur letztlich adäquaten Ärztin riet ihm ÖSV-Sportdirektor Anton Giger. "Die hat eine Nervenentzündung am Kopf diagnostiziert." Und zwar soll sich die Entzündung vom Hals in den Kopf verlagert haben.

Die Zusammenarbeit mit ihr und auch mit Gernot Schweizer, dem ehemaligen Trainer von Hirscher, brachte Abhilfe. "In Salzburg habe ich ein halbes Jahr lang Therapie gemacht jeden Tag. Wir haben viel an der Halswirbelsäule, an der Stabilität gearbeitet." So extrem wie Formel-1-Fahrer das tun (müssen), stärkte er seinen Nacken. "Irgendwann nach einem halben Jahr hat das Gott sei Dank gefruchtet." Das war etwa zu Beginn 2021.

Mit Hirscher senior arbeitet der Vorarlberger nun wieder zusammen, schließlich hat sich der gemeinsam mit Michael Pircher den Riesentorlauf-Spezialisten im ÖSV um Stefan Brennsteiner, Roland Leitinger etc. angenommen. Vergleiche mit Hirscher lehnt Feurstein ab. "Marcel ist drei Ligen über mir - oder noch mehr", meinte er. "Aber natürlich probiert der Ferdl, gewisse Sachen, die er dem Marcel schon von klein auf gelernt hat, uns beizubringen. Wenn man da brutal lange dranbleibt, funktioniert das auch. So ein Mann mit so viel Erfahrung und Know-how ist Gold wert", sagte er über Ferdinand Hirscher.

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Die Gran Risa bezwang Feurstein am Sonntag das erste Mal. "Ich habe es noch nie geschafft, dass ich da zum Einsatz gekommen bin. Das erste Mal und gleich so ein Ergebnis, das ist brutal." Generell dürfte ihm steiles, schwieriges Gelände liegen. "Auch Adelboden, wo ich meine vermeintlich ersten Punkte gemacht hätte, ist ein Hang, der mir brutal taugt. Es sind einfach die Klassiker, die schweren Hänge, wo ich mich wohlfühle." So wie in Alta Badia am Sonntag soll es jedenfalls weitergehen. "Dass ich einen vierten Platz gleich noch einmal schaffe, steht in den Sternen, aber ich probiere natürlich alles und habe ein gutes Gefühl am Ski im Moment."

Dass die Vorarlberger Feurstein-Familie so oder so in Zukunft öfter in den Weltcup-Ergebnislisten auftaucht, ist eine Vorhersage von geringer Originalität. Denn Patricks Cousin Lukas Feurstein, in diesem Jahr Riesentorlauf-Weltmeister und Super-G-Vizeweltmeister bei den Junioren, gilt als nicht minder talentiert. Derzeit laboriert der 20-Jährige allerdings an einer Schienbeinkopfprellung und verpasst mögliche Weltcup-Starts.