Sport/Wintersport

Geiger gewinnt Tournee-Auftakt, Kraft bester ÖSV-Adler

Es ist jammerschade, dass diese Tournee unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne geht. Man kann sich nur ausmalen, was sich unter normalen Umständen am Dienstag in Oberstdorf abgespielt hätte. So mitreißend, umkämpft und ereignisreich dieses erste Tourneespringen auf der Schattenbergschanze war.

Mit einem deutschen Auftaktsieger namens Karl Geiger, der ein waschechter Oberstdorfer ist.

Mit einem zweitplatzierten Polen (Kamil Stoch), der ursprünglich gar nicht hätte mitspringen dürfen.

Mit einem fast schon gefallenen deutschen Mitfavoriten (Markus Eisenbichler), dem im Finale von Rang 27 noch der Sprung auf Platz fünf gelang.

Und nicht zuletzt mit Stefan Kraft, dem nach all den Troubles der letzten Wochen (Corona-Infektion, Rückenprobleme) als Sechster ein beachtliches Comeback gelang.

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Corona-Chaos

Es war freilich auch hoch an der Zeit, dass am Schanzentisch endlich wieder über das Skispringen geredet wird und nicht über dieses verdammte Virus. Nervend und ermüdend genug, dass es in den Stunden vor dem Auftaktbewerb im Allgäu praktisch kein anderes Thema gab als Covid-19.

Die Kurzfassung der Chaostage von Oberstdorf: Positiver Coronatest von Klemens Muranka – Startverbot für das gesamte polnische Team – Protest der Polen – mehrere Nachtests mit negativem Ergebnis – und schließlich die Aufhebung der Sperre nur wenige Stunden vor Tourneebeginn.

Vaterfreuden

Bewundernswert, wie die Skispringer all diese Turbulenzen wegstecken. Andererseits sitzen alle Adler im gleichen Flieger: Auch Gewinner Karl Geiger hatte vor kurzem schon sein persönliches Corona-Erlebnis. Und das, als er nach dem Triumph bei der Skiflug-WM in Planica und der Geburt der ersten Tochter Luisa gerade sportlich und privat auf Wolke sieben schwebte.

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Nach zwei Wochen Quarantäne meldete sich der 27-Jährige gerade noch rechtzeitig für das Tourneespringen auf seiner Hausschanze zurück. Dort setzte Karl Geiger dann nahtlos an seine Höhenflüge von Planica an und ließ sich dabei auch durch die wechselhaften Bedingungen nicht beirren.

Geiger jubelte über "zwei saugute" Sprünge bei einem "echt brutalen" Wettkampf. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wenn jetzt noch Zuschauer da wären, wäre es perfekt", sagte der 27-Jährige im nur mit Pappfiguren besetzten Stadion.

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Auch die große öffentliche Erwartungshaltung schien dem Lokalmatador nichts anhaben zu können. Seit 2002, seit dem historischen Grand-Slam von Sven Hannawald, warten die Deutschen nun schon bei der prestigeträchtigen Tournee auf einen Gesamtsieg.

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Diesmal stehen die Vorzeichen nicht schlecht, zumal die Verantwortung nicht nur auf den Schultern von Karl Geiger lastet. Mit Markus Eisenbichler (5.) befindet sich ein weiterer Deutscher vor dem Neujahrsspringen in Garmisch (1.Jänner) in Lauerstellung.

Gute Ausgangslage

Gleiches gilt aber auch für Stefan Kraft und Philipp Aschenwald: Die Plätze sechs und acht sind nur auf den ersten Blick enttäuschend, angesichts der Umstände – auch die beiden haben eine Corona-Infektion hinter sich – schuf sich das Duo eine gute Ausgangsposition für die weitere Tournee.

"Sechster, genial - ein Traumauftakt", jubelte Kraft. Der Weltcup-Titelverteidiger sprach aber auch von unfairen Verhältnissen, ärgerte sich über die Jury-Entscheidung und den Umstand, dass bei Rückenwind nicht kurz zugewartet wurde. "Plus acht (Windkompensation, Anm.) und der 'Eisei' hat 0 Punkte von zwei Luken mehr, das ist ein bisschen schwierig. Aber Skispringen ist ein Freiluftsport, ich bin megahappy mit den Sprüngen."

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Aschenwald trauerte der verpassten Podestchance nicht wirklich nach. "Im zweiten Durchgang war sicher mehr drin, aber ich bin glücklich, dass ich jetzt wieder in den Top Ten bin", sagte der Tiroler, der in dieser Saison erst einmal in diesem Bereich (Achter in Wisla) gelandet war.

Die Statistik spricht freilich gegen den ersten heimischen Tournee-Gesamtsieg seit 2015. Seit 2007 war der spätere Tourneesieger in Oberstdorf immer in den Top drei gelandet.

  1. Karl Geiger (GER) 291,1 Punkte
  2. Kamil Stoch (POL) 288,3 
  3. Marius Lindvik (NOR) 285,2
  4. Halvor Egner Granerud (NOR) 280,1
  5. Markus Eisenbichler (GER) 274,3
  6. Stefan Kraft (AUT) 273,6
  7. Andrzej Stekala (POL) 273,3
  8. Philipp Aschenwald (AUT) 273
  9. Anze Lanisek (SLO) 270,1
  10. Ziga Jelar (SLO) 269,8
  11. Jan Hörl (AUT) 266,7
  12. Domen Prevc (SLO) 266,2
  13. Daniel Huber (AUT) 265,4
  14. Ryoyu Kobayashi (JPN) 265,2
  15. Dawid Kubacki (POL) 264,3
  16. Keiichi Sato (JPN) 263,8
  17. Peter Prevc (SLO) 261,4
  18. Yukiya Sato (JPN) 260,7
  19. Cene Prevc (SLO) 260
  20. Naoki Nakamura (JPN) 259
  21. Piotr Zyla (POL) 256,7
  22. Daniel Andre Tande (NOR) 254,8
  23. Antti Aalto (FIN) 254
  24. Thomas Lackner (AUT) 251,5
  25. Severin Freund (GER) 249,5
  26. Jewgenij Klimow (RUS) 245,4
  27. Gregor Deschwanden (SUI) 245
  28. Junshiro Kobayashi (JPN) 243,3
  29. Wladimir Zografski (BUL) 243
  30. Klemens Muranka (POL) 238,3

31. Niko Kytosaho (FIN) 119,4
32. Simon Ammann (SUI) 119
33. Pius Paschke (GER) 118,8
34. Bor Pavlovcic (SLO) 118,8
35. Johann Andre Forfang (NOR) 118,6
36. Constantin Schmid (GER) 118
37. Michail Nazarow (RUS) 114,6
38. David Siegel (GER) 114,1
39. Robert Johansson (NOR) 113,3
40. Artti Aigro (EST) 113,1
41. Richard Freitag (GER) 113
42. Markus Schiffner (AUT) 112,7
43. Martin Hamann (GER) 112,4
44. Maciej Kot (POL) 112
45. Aleksander Zniszczol (POL) 111,5
46. Andreas Wellinger (GER) 108,5
47. Mackenzie Boyd-Clowes (CAN) 108,3
48. Michael Hayböck (AUT) 108
49. Moritz Bär (GER) 108
50. Sander Vossan Eriksen (NOR) 103,5
51. Cestmir Kozisek (CZE) 101,4
52. Viktor Polasek (CZE) 99,7
53. Luca Roth (GER) 99,5
54. Dominik Peter (SUI) 97,3
55. Valentin Foubert (FRA) 96,8
56. Roman Koudelka (CZE) 94,7
57. Kilian Märkl (GER) 94,5
58. Matthew Soukup (CAN) 92,3
59. Mathis Contamine (FRA) 91
60. Giovanni Bresadola (ITA) 86,2
61. Ilja Mankow (RUS) 83,6
62. Casey Larson (USA) 69,7