Nach Sölden: Ski Austria kontert dem FIS-Präsidenten mit Zahlen
Von Christoph Geiler
Vielleicht hätte sich Johan Eliasch doch dazu bequemen sollen, dem Weltcupauftakt in Sölden beizuwohnen. Dann wäre die Expertise des FIS-Präsidenten womöglich anders ausgefallen. „Ich verstehe nicht, wer sich im Oktober für Skirennen interessiert“, hatte Eliasch im ORF-Interview versichert und für seine Ferndiagnose Unverständnis geerntet.
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Christian Scherer, der Generalsekretär beim Österreichischen Skiverband, berief am Montag kurzerhand eine Video-Pressekonferenz ein, um die Aussagen des FIS-Präsidenten ins rechte Licht zu rücken.
Scherer watschte Eliasch auf elegante Art ab, indem er einfach nur die nackten Zahlen von einem Zettel ablas und gar nicht groß auf die präsidiale Einschätzung einging. „Beim Lauf von Marco Schwarz hatte der ORF eine halbe Million Zuseher“, erklärte der Osttiroler. „Außerdem hatten wir auch einen neuen Besucherrekord. Die Resonanz war in Österreich extrem positiv, die Zahlen sprechen eine klare Sprache.“
Eine Verlegung von Sölden ist "diskussionswürdig"
Weit ernster nimmt man beim Skiverband eine andere Aussage von Eliasch, der sich für einen späteren Saisonstart aussprach. „Ich hoffe, dass der ÖSV offen ist für eine Verlegung nach hinten.“
Diesen Vorschlag findet Generalsekretär Scherer durchaus diskussionswürdig. Für Dezember sind Gespräche mit den FIS-Verantwortlichen geplant, die Zeit drängt, denn je früher der Wettkampfkalender für 2024/’25 steht, umso leichter sind die Planungen. Auch in Sölden könnte man sich eine Verschiebung nach hinten vorstellen. Jack Falkner, der Erfinder der Gletscherrennen, stellt aber unmissverständlich klar, dass für ihn nur der Weltcupauftakt in Frage kommt. „Wir machen sicher nicht das achte Rennen der Saison. Wir wollen das Opening. Wir wollen ein Skifest haben.“
ÖSV fordert mehr Qualität statt Quantität
Das ist auch der Anspruch von ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer. 90 Weltcuprennen stehen in diesem Winter auf dem Programm, so viele, wie noch nie. Dabei ist die Diskrepanz zwischen Kultveranstaltungen und Mitläufern groß. „Man könnte sich sicher die eine oder andere Veranstaltung sparen“, sagt Scherer und fordert im gleichen Atemzug: „Die Qualität der Weltcupveranstaltungen muss besser werden.“
Der RTL von Sölden wird vorerst nicht nachgeholt
Ski Austria setzt sich diesen hohen Qualitätsanspruch. Genau aus diesem Grund nimmt der Österreichische Skiverband auch davon Abstand, den abgesagten Herren-Riesentorlauf auf eigenem Boden nachzutragen. Hochgurgl im Ötztal, wo am 18.November erstmals ein Slalom durchgeführt wird, wäre zwar als Ersatzort parat gestanden, doch der ÖSV winkte ab. „Es macht mehr Sinn, wenn sie sich dort auf den Slalom konzentrieren“, sagt Scherer.
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Der Riesentorlauf von Sölden soll nun im Laufe des Winters an einer anderen Destination nachgeholt werden. Das Weltcupfinale im März in Saalbach-Hinterglemm ist keine Option. Genauso wenig hält ÖSV-General Christian Scherer davon, die Saison in die Länge und bis in den April hinein zu ziehen. „Aus kommerzieller Sicht Skirennen im April zu veranstalten, ist keine Alternative. Um diese Zeit sind Weltcuprennen nicht wirklich förderlich für den Skisport.“