Skisprung-Weltmeisterin will nicht mehr für Österreich starten
Von Christoph Geiler
Wenn Sophie Sorschag in Zukunft oben am Zitterbalken sitzt, dann wird sie das nicht mehr als ÖSV-Skispringerin tun. Die 23-jährige Kärntnerin hat dem österreichischen Skiverband den Rücken gekehrt und will in Zukunft für eine andere Nation an den Start gehen.
Bereits im Sommer hatte die Team-Weltmeisterin von 2021 bei der ÖSV-Präsidentenkonferenz einen Antrag auf Nationenwechsel eingebracht, der auch einstimmig abgesegnet wurde.
Sophie Sorschag hatte bei der WM 2021 die große Stunde geschlagen. Dort gehörte sie zusammen mit Sara Marita Kramer, Daniela Iraschko-Stolz und Chiara Kreuzer der österreichischen Mannschaft an, die sensationell die Goldmedaille im Teambewerb gewann. Mit ihren Sprüngen hatte die Kärntnerin damals großen Anteil am Triumph.
Nach dem Höhenflug folgte der Absturz. In der vergangenen Saison kam Sorschag fast ausschließlich im Kontinentalcup zum Einsatz und durfte nur in Ljubno Weltcup-Luft schnuppern.
Pechsträhne
Wegen der Corona-Erkrankungen von Kramer und Jacqueline Seifriedsberger wurde Sorschag vom ÖOC in einer Last-Minute-Aktion zu den Olympischen Spielen nach Peking beordert, wo prompt der nächste Tiefschlag folgte. Wegen falsch abgeklebter Werbeaufschriften am Sprunganzug wurde die Österreicherin disqualifiziert.
Zu schlechter letzt zog sie sich nach der Rückkehr aus China bei einem Sturz eine schwere Knieverletzung zu.
Ende April wurde Sorschag in der ÖSV-Zentrale in Innsbruck vorstellig, weil die Zeichen bereits auf Trennung standen. Der Verband hätte der Eigenbrötlerin zugestanden, solo zu trainieren und trotzdem weiter für den Verband zu starten.
"In Österreich ist die Tür leider zu", sagt die 23-Jährige gegenüber der Kleinen Zeitung. "Am 27. April wurde ich total unvorbereitet vom Verband ausgeschlossen. Deshalb und da ich meinen geliebten Sport weiterhin ausüben möchte, musste ich den Nationenwechsel beantragen."
Das will der ÖSV nicht so stehen lassen. "Tatsache ist, dass sie und unser Team nicht miteinander gekonnt haben", erzählt ÖSV-Direktor Mario Stecher. "Wir müssen eines festhalten: Nicht der ÖSV hat Sophie Sorschag ausgeschlossen, sondern sie selbst hat den Nationenwechsel angestrebt."