Der Flugsaurier: Noriaki Kasai kann es auch mit 51 nicht lassen
Von Peter Gutmayer
Stellen Sie sich vor, Zinédine Zidane zaubert noch einmal in der Champions League. Oder Hermann Maier bezwingt noch einmal rennmäßig die Streif in Kitzbühel. Unvorstellbar. Was diese beiden Superstars des Sports mit der japanischen Skisprung-Legende Noriaki Kasai gemeinsam haben? Das Geburtsjahr 1972.
Was den Überflieger von den anderen beiden unterscheidet? Kaisai denkt auch im Alter von 51 Jahren noch nicht ans Aufhören. In Sapporo qualifizierte er sich nun, vier Jahre nach seinem letzten Start, für seinen 570. Weltcupbewerb. Damit sorgt er nicht nur für einen Rekord, sondern auch für einige verblüffende Vergleiche.
Debüt im Parallel-Stil
Seit 2014 ist Kasai der älteste Sieger im Springer-Weltcup. Als er damals in Ruka seinen bisher letzten Weltcup-Sieg feierte, war er 42 Jahre jung. Sein Debüt im Weltcup gab er vor mehr als 35 Jahren. Genauer gesagt war es vor 12.845 Tagen, als Kasai am 17. Dezember 1988 in Sapporo abhob. Damals belegte er auf der kleinen Schanze – natürlich noch im Parallel-Stil – den 31. Platz. Einen Tag später wurde er auf der großen Schanze bereits 26.
Gewonnen hat damals ein gewisser Jan Boklöv. Der Schwede war gerade drauf und dran, den V-Stil zu etablieren, feierte in Sapporo seinen zweiten Weltcupsieg. Trotz der vielen Punkteabzüge, die er damals noch bekam.
Rekord-Entwicklung
Zurück zu Kasai. Der stellte auch bald auf den V-Stil um und etablierte sich in der Weltspitze. Für den ersten seiner 17 Weltcupsiege bekam er gleich eine Goldmedaille umgehängt – 1992, als die Skiflug-WM auch zum Weltcup zählte. Apropos Skifliegen: Den Weltrekord hatte in Kasais Anfangszeit der Pole Piotr Fijas mit 194 Metern inne. Der aktuelle Rekordhalter Stefan Kraft flog fast 60 Meter weiter (253,5 Meter).
Gegner hatte Kasai viele – aber nur auf der Schanze. Daneben galt und gilt er bei allen als beliebt. Beim Dauerrivalen Andreas Goldberger in den 90ern genauso wie bei den aktuellen Springern um Stoch oder Ammann, die gerade ein Foto mit Kasai gepostet haben. Zu Beginn seiner Karriere sprang Kasai gegen Jens Weißflog oder Matti Nykänen. Für Österreich waren Ernst Vettori und Andreas Felder am Start. Die beiden Tiroler haben längst ihre Funktionärs- bzw. Trainerkarriere beendet, während Kasai immer noch fliegt.
„Wenn ich nur aufhör’n könnt’“, denkt sich der weniger als 60 Kilo schwere Kasai maximal nur beim Kekse-Naschen – der finale Telemark ist noch kein Thema.