Skicross-Asse Graf und Gigler: Die Quereinsteiger auf der Überholspur
Von Christoph Geiler
Als rund um die Jahrtausendwende die Skicrosser auf den Pisten auftauchten, zogen sie alle in den Bann. Diese Disziplin war neu, wild, spektakulär und unterhaltsam und es dauerte nur wenige Jahre, bis der Skicross auch Olympia eroberte (2010).
In den letzten Jahren war es zusehends ruhiger geworden um diesen Sport. Notiz nahm die Öffentlichkeit häufig nur mehr dann, wenn schwere Unfälle passierten oder wenn ein prominenter Läufer die Seiten wechselte. Etliche frühere Alpinfahrer des ÖSV haben schon im Skicross ihr Glück versucht, aber keinem ist der Umstieg dermaßen gut geglückt wie Mathias Graf.
Doppelsieg
Der 26-jährige Vorarlberger ist der Senkrechtstarter dieses Winters. Vor wenigen Wochen gab Mathias Graf erst sein Debüt im Weltcup, inzwischen hat der Quereinsteiger bereits zwei Rennen gewonnen und liegt im Gesamtweltcup aktuell an zweiter Stelle. „Es ist ein Wahnsinn. Ich kann es kaum glauben“, sagt Graf, für den am Donnerstag beim Weltcupbewerb in Innichen im Viertelfinale Endstation war.
Für den 26-Jährigen hat sich der Wechsel zu den Skicrossern jedenfalls bezahlt gemacht. Als Alpiner war er nur einmal in den Punkterängen, ein 18. Platz beim Slalom in Kitzbühel (2019) war das Highlight des früheren Technik-Spezialisten.
Matthias Graf führt ein starkes österreichisches Skicross-Team an, das in diesem Winter schon etliche Erfolge eingefahren hat und aktuell bei mehr Weltcupsiegen hält als das ÖSV-Skiteam.
Gehirnerschütterung
Neben Matthias Graf konnte sich auch Johannes Rohrweck bereits in die Siegerlisten eintragen. Der Oberösterreicher galt auch in Innichen als Mitfavorit, ein heftiger Sturz stoppte aber die Ambitionen des Routiniers. Rohrweck erlitt eine schwere Gehirnerschütterung und muss zumindest bis Freitag zur Beobachtung in der Universitätsklinik Innsbruck bleiben.
Auch die ÖSV-Skicrosserinnen befinden sich in diesem Winter auf der Überholspur. Der neue Sportchef Markus Gutenbrunner, der seit einigen Monaten im Amt ist, hat Schwung in das gesamte Team gebracht. Die Ergebnisse sprechen für sich. In Innichen landeten am Donnerstag gleich zwei Österreicherinnen auf dem Siegespodest: Die erfahrene Andrea Limbacher, 2015 Weltmeisterin in dieser Disziplin, musste nur der schwedischen Dominatorin Sandra Naeslund geschlagen geben und fuhr erstmals seit Februar 2019 wieder unter die ersten drei.
Talentprobe
Für eine Premiere sorgte die junge Sonja Gigler, die ebenfalls erst von den Alpinen zum Skicross gewechselt ist und ihre erste Weltcupsaison bestreitet: Bei ihrem sechsten Weltcupeinsatz belegte die 21-jährige Vorarlbergerin nach einer couragierten Fahrt den dritten Platz und stellte damit einmal mehr ihr Talent unter Beweis. Die Quereinsteigerin hatte bereits in den ersten beiden Saisonrennen mit den Rängen sechs und acht aufgezeigt.