Sport/Wintersport/Ski-WM 2019

"Tagebuch": Alles anders in der heilen Skiwelt

So klein ist die Sportwelt. Ehe ÖSV-Sportdirektor Hans Pum, 64, nach Åre düste und das WM-Team nominierte, traf er in Salzburg den chilenischen Daviscupper Hans Podlipnik-Castillo und dessen Eltern. Der Vater des Tennisspielers, ein ausgewanderter ehemaliger Salzburger Fußball-Tormann und Skilehrer, war mitentscheidend, dass Pum ÖSV-Teams seit vielen europäischen Sommern in den südamerikanischen Anden überwintern lässt.

Pum, der die Fußball-Trainerprüfung absolviert hatte, bevor er 1977 beim ÖSV andockte, erlebt in Åre seine 18. WM. Befragt, was im Skizirkus anders geworden ist, antwortet er: „Alles!“

- Skier: Im Slalom um einen halben Meter kürzer. Aber – so wie die langen Latten in Speedbewerben – keine Fehler verzeihend.

- Helmpflicht: Oben ohne, wie es Mikaela Shiffrins Vorarlberger Manager Kilian Albrecht zwischen den Stangen noch zur Jahrtausendwende bevorzugte, ist heute undenkbar.

- Freizeit: Keine. Statt wie einst nachmittags im Kaffeehaus hocken die Athleten am Ergometer oder vor Videoanalyse-Geräten.

- Sicherheit: Konträr zu Franz Klammers Zeiten, als Holzzäune und gefrorene Strohballen Gestürzte stoppten, säumen Netze in Dreierreihen von Start bis Ziel den Streckenrand. Verursacht durch Überbelastung auf eisigen Pisten schnellt die Ausfallquote dennoch in die Höhe.

- Werbung: PR, wie sie noch kurz vor der Präsidenten-Ära von Peter Schröcksnadel den Rennläufern aus Heuchelei untersagt war, ufert inzwischen quer durch die Nationen aus. Mit bis zu acht Pickerln und Bandln werden die rasenden Litfaßsäulen vor Fernseh-Interviews verziert.

- Kommunikation: Mehr über Social Media als Face to Face. Es sei denn, Termine mit Sponsoren oder TV-Rechteinhabern zwingen zur Geselligkeit.

Dass Marcel Hirscher auf Tauchstation geht und nur am 13. Februar in Åre von 17 bis 18 Uhr den Medien Audienz gewährt, hat freilich nichts mit Überheblichkeit zu tun. Hirscher kann sich der Anfragen aus In- und Ausland kaum noch erwehren. So groß ist das Griss um den Besten einer Randsportart.wolfgang.winheim