Sport/Wintersport

Warum die ÖSV-Stars in der Abfahrt einen Langlauf-Trainer bekommen

Die Suche nach dem Schnee lässt die österreichischen Skistars im Sommer um die halbe Welt jetten. Chile, Argentinien und Neuseeland heißen die fernen Destinationen, in denen die ÖSV-Skiteams ihre Trainingslager abhalten. Und sich dabei da und dort mit ähnlichen Wetterphänomenen konfrontiert sehen wie in unseren Breitengraden.

So beklagten die Wintersportorte in Südamerika eine historische Hitzewelle, beim ÖSV wurde deshalb sogar über eine Absage bzw. Verschiebung der Trainingslager nachgedacht. "Es war ziemlich warm und kritisch. Aber am Wochenende kommt ein Meter Schnee. Wir sollten sicher sein", sagt Marko Pfeifer.

Der Herren-Chefcoach ist seit Mittwoch in Südamerika und begleitet die Vorbereitungen der ÖSV-Abfahrer in La Parva und El Colorado unweit der chilenischen Hauptstadt Santiago. Gerade für die Speedläufer sind diese Sommercamps in Südamerika unerlässlich und alternativlos. In Mitteleuropa ist ein gezieltes Abfahrtstraining je nach Schneelage frühestens Mitte, Ende September möglich. "Es geht allen gleich. Wir müssen nach Südamerika", sagt ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl.

Um den Athleten eine perfekte Vorbereitung für den Weltcupwinter zu gewährleisten, nimmt der österreichische Skiverband viel Geld in die Hand. Die Energiepreise und die Inflation haben die Kosten noch einmal steigen lassen, in Portillo, dem WM-Ort von 1966 in den chilenischen Anden, kostet etwa das Hotelzimmer 580 Euro – pro Nacht und Läufer wohlgemerkt, berichtet Mandl.

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Teurer Spaß

Ein Camp einer einzelnen Trainingsgruppe ist mit 100.000 bis 150.000 Euro veranschlagt. Wenn man weiß, dass der ÖSV etliche Teams bis hinunter zu den Europacup-Mannschaften im Sommer auf die Südhalbkugel schickt, kann man sich in etwa ausrechnen, wie teuer die Vorbereitung ist.

Das Herren-Speedteam ist die ÖSV-Vorhut und seit dieser Woche in Chile auf Schnee. Dabei beschreiten die Abfahrer rund um den zweifachen Weltmeister Vincent Kriechmayr neue Wege und werden zu Langläufern. Das ist das Resultat der Analysen des letzten Weltcupwinters.

"Wir haben heuer ein Startübungsprojekt ins Leben gerufen, weil wir gesehen haben, dass unsere Abfahrer bei flachen Starts wie in Beaver Creek, Gröden oder Wengen gegen einen Aleksander Aamodt Kilde wertvolle Zeit verlieren", erklärt ÖSV-Herrenchef Marko Pfeifer.

Ein eigens hinzugezogener Trainer aus dem Langlauf soll deshalb den Abfahrern Beine machen. Mit einer verbesserten Stocktechnik beim Startmanöver und mit effizienten Schlittschuhschritten, wie sie der Norweger Kilde perfekt beherrscht. "Das ist eine reine Techniksache", sagt Marko Pfeifer. "Und wenn’s unseren Läufern nur einige Hundertstel bringt, dann kann das schon entscheidend sein."