ÖSV-Star Katharina Truppe: Eine Wundertüte und ehrliche Haut
Von Christoph Geiler
Gäbe es eine Alpine Kombination aus den Disziplinen Emotionen und Sprücheklopfen, Katharina Truppe wäre einsame Klasse und wohl nicht zu schlagen. Die Technik-Spezialistin aus Altfinkenstein trägt ihr Herz auf der Zunge und lässt ihren Gefühlen immer und überall freien Lauf.
Keine kann sich nach gelungenen Läufen so herzhaft und ausgelassen freuen. Keine kann sich zugleich aber auch so wunderbar über sich ärgern wie Katharina Truppe, die aus ihrem Gemütszustand kein Hehl macht. „Wenn ich was spüre, dann muss das raus“, sagt die 28-Jährige vor dem Slalom am Samstag in Hochgurgl (10.30/13.30, live ORF1).
In letzter Zeit war Truppe eher beim Zetern, Klagen und Ärgern, der Riesentorlauf in Sölden (Platz 34) war genausowenig nach ihrem Geschmack wie der Slalom zuletzt in Levi (19.). Und wenn sich Katharina Truppe einmal in Rage redet, dann sprudelt es nur aus ihr heraus und sie klopft lustige Sprüche, die irgendwann einmal in Buchform erscheinen sollten.
Wurmmittel & Bleistift
„Der Wurm sitzt so tief. Ich weiß nicht, welches Wurmmittel ich nehmen muss, damit das besser wird“, ist zum Beispiel ein typischer Truppe-Sager. Ebenfalls ein Spruch aus dem Mund von Truppe: „Der Start war ganz gut, aber dann hat die Schlaftablette zu wirken begonnen.“
In Levi sprachen zuletzt Empörung und Entsetzen aus der Kärntnerin, als sie nach dem schwachen Auftritt selbstkritisch befand: „Ich bin gefahren wie ein Bleistift und war stocksteif.“
Irgendwie nachvollziehbar, dass Truppe inzwischen zu einer gefragten Interviewpartnerin geworden ist. Ehrliche Haut, wie die Kärntnerin nun einmal ist. „Wenigstens sind die Lacher auf meiner Seite. Mir geht es nicht gut, wenn ich etwas in mich hineinfresse.“
Überschwang im Moment des Erfolges, Katzenjammer nach Flops – diese emotionalen Auf und Abs spiegeln die Karriere der Technikerin wider. Starke Auftritte wechseln sich bei ihr mit unerklärlichen Läufen ab, „der Begriff Wundertüte trifft auf mich zu“.
Und gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn die Kärntnerin wundert sich manchmal auch über sich selbst. „Ich weiß nicht, warum ich nach guten Leistungen manchmal das Selbstvertrauen verliere. Ich mache mir einfach zu viele Gedanken und muss mehr an mich glauben.“
Aufwind
Eine andere Katharina im österreichischen Slalomteam könnte da als Vorbild dienen: Die jüngsten Auftritte von Katharina Liensberger wecken Erinnerungen an die Zeiten, in denen die Vorarlbergerin ihre großen Erfolge eingefahren hat (zwei WM-Goldmedaillen, Sieg im Slalomweltcup). Der zweite Platz beim Slalom in Levi war ein Lebenszeichen nach zwei Saisonen, die nicht nach Wunsch verlaufen waren. „Es war vermurkst“, sagte Liensberger.
Oder, um es in den Worten von Katharina Truppe zu sagen: „Wie ein Brett, das vor mir steht, gegen das ich zehnmal anfahre im Rennen.“