Schröcksnadel ist weg, die Führung im Nationencup da
Von Christoph Geiler
Wenn man jetzt gemein wäre, dann könnte man behaupten: Kaum ist Peter Schröcksnadel nicht mehr Präsident, dann läuft’s für den ÖSV plötzlich wieder im Nationencup. Zwei Weltcup-Winter lang hatte die stolze Ski-Nation die jahrzehntelange Vorherrschaft zuletzt an den Dauerrivalen Schweiz abgeben müssen, doch unter Präsidentin Roswitha Stadlober scheinen die Kräfteverhältnisse vorerst wieder geradegerückt.
Mit 200 Zählern Vorsprung auf die Schweiz führt Österreich den Nationencup an, dabei sind aktuell sowohl die Frauen als auch die Männer die Nummer eins im internationalen Ranking. Solche Zahlen und Statistiken gefallen dem studierten Mathematiker Toni Giger naturgemäß, und sie sind für ihn gerade ein willkommenes Schmerzmittel. Bei einem Sturz war der ÖSV-Sportdirektor so unglücklich auf das Schultergelenk gefallen, dass er sich einen Trümmerbruch zuzog. Drei Stunden musste er in Innsbruck operiert werden, dabei erhielt er einen Spenderknochen eingepflanzt.
Penibler Beobachter
Giger, der normalerweise regelmäßig bei den Weltcupveranstaltungen live vor Ort ist, um hautnah am Geschehen und bei den Athleten der zahlreichen ÖSV-Sparten zu sein, ist wegen der Schwere seiner Verletzung vorerst zum TV-Konsumenten geworden. „Ich switche von einem Kanal zum anderen, um alles mitzuverfolgen“, sagt Giger.
Was der Salzburger bisher zu sehen bekommen hat, wird ihn als Sportdirektor gerade in einer Olympiasaison positiv stimmen. Denn dem Skiverband ist in den olympischen Disziplinen ein nahezu perfekter Start in den Winter geglückt, wie die zahlreichen Siege und Podestplätze beweisen. „Vor einer neuen Saison gibt es immer einige Fragezeichen. Umso schöner ist es, erkennen zu können, dass wir uns über alle Sparten hinweg sehr gut präsentieren.“
Die Ski-Herren haben etwa zwei der drei Saisonrennen gewonnen und dabei durch Christian Hirschbühl und Dominik Raschner (Parallelrennen Zürs) sowie Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr (Abfahrt Lake Louise) Doppelsiege gefeiert. Die Damen warten indes noch auf einen Podestplatz.
Im nordischen Lager zog Mario Stecher nach den ersten Bewerben zufrieden Bilanz. In allen Sparten sind österreichische Sportler bereits aufs Stockerl gesprungen bzw. gelaufen. Vor allem die Auftritte der heimischen Skispringerinnen begeistern den Nordischen Direktor des ÖSV. „Weil wir als Mannschaft extrem stark sind“, sagt Stecher.
Sara Marita Kramer trug sich bereits in die Siegerliste ein, bei den Herren landete Stefan Kraft, wer auch sonst, in den Top 3. Erfreulich war auch der Weltcup-Auftakt von Kombinierer Johannes Lamparter, der Doppelweltmeister schloss mit zwei zweiten Rängen nahtlos an die Leistungen der letzten Saison an. Das hat er mit Biathlon-Weltmeisterin Lisa Theresa Hauser gemeinsam, die im ersten Saisonrennen als Zweite mitten im Geschehen war.
In den jungen Sportarten fuhr der Verband ebenfalls bereits Siege ein. Der eingebürgerte Matej Svancer siegte im Big-Air-Bewerb der Ski-Freestyler in Chur, Snowboardcrosser Alessandro Hämmerle gewann die Olympia-Generalprobe in China.
ÖSV-Sportdirektor Anton Giger ist von den Leistungen angetan, aber er ist keineswegs verblüfft. „Ich kenne die Potenziale unserer Athleten. Also sollte ich davon auch nicht überrascht sein.“