ÖSV-Ass Vincent Kriechmayr gewinnt die letzte Weltcup-Abfahrt
Selbst ein sechsfacher Saisonsieger kann nicht immer gewinnen: Aleksander Aamodt Kilde verpasste Erfolg Nummer sieben bei der letzten Männer-Abfahrt des Weltcup-Winters am Mittwochvormittag deutlich. Drei Zehntelsekunden fehlten dem 30-jährigen Norweger im andorranischen Soldeu auf ... den nun vierfachen Saisonsieger Vincent Kriechmayr.
Auf den Plätzen: der für Deutschland startende Tiroler Romed Baumann (+0,09) und dessen Teamkollege Andreas Sander (+0,13), Daniel Hemetsberger verpasste als Vierter das Podest um eine Zehntelsekunde, „in dem engen Gemetzel hier herunter ist das super", sagte der zuletzt verkühlte Oberösterreicher. Otmar Striedinger wurde Achter (+0,40), Marco Schwarz landete auf Platz 16 (+1,13).
„Ich glaube, es war eine gute Fahrt. Ich hatte mir noch Otmar Striedinger im Fernsehen angeschaut, und den unteren Streckenteil bin ich dann sehr rund gefahren – das ist mir gut aufgegangen“, sagte der 31-jährige Kriechmayr, der seinen 16. Weltcupsieg feierte, den neunten in einer Abfahrt.
Damit haben Kilde und der Oberösterreicher alle Bewerbe untereinander aufgeteilt, nur bei der WM in Courchevel und Méribel war ein Schweizer schneller: Marco Odermatt. Der bereits als Gesamtweltcupsieger feststehende 25-Jährige muss sich freilich mit seinem ersten Abfahrtssieg im Weltcup weiter gedulden: 1,01 Sekunden Rückstand bedeuteten Platz 15, damit bekam Odermatt gerade noch 16 Punkte - beim Finale gibt es bekanntlich nur für die Top 15 Zählbares.
„Es war okay, aber nicht wirklich schnell", sagte Odermatt, „irgendetwas hat nicht perfekt gepasst."
Damit wird es auch mit dem 23 Jahre alten Punkterekord von Hermann Maier (2.000 anno 2000) nicht leichter, auch wenn der Salzburger dem Schweizer per Blogeintrag „alles Gute beim Saisonfinale“ wünschte. Derzeit hält Odermatt bei 1.842 Zählern. Starts in Super-G und Riesenslalom folgen noch - „aber der Rekord ist auch nicht das Wichtigste für mich."
„Erst jetzt, 23 Jahre später, wird es einem so richtig bewusst – dank Marco Odermatt: Um in einem Winter 2.000 Weltcup-Punkte zu sammeln, muss man scheinbar so ziemlich alles gewinnen! Was später im Leben ja eigentlich egal ist – aber Chancen, solche Erfahrungen zu machen, gehören einfach genützt. Dabei hat Marco aus meiner Sicht und gerade in der Abfahrt seinen Zenit noch gar nicht erreicht. Eine ganz besondere Herausforderung freilich bleibt auch jetzt noch: Dass nämlich die Punkte- und die aktuelle Jahreszahl exakt übereinstimmen“, schrieb der Flachauer Maier.
Eine letzte Erinnerung an einen zehn Jahre alten Rekord präsentierte ein Franzose: Mit 161,9 km/h war Johan Clarey 2013 im Haneggschuss der Lauberhorn-Abfahrt gemessen worden, am Mittwoch verabschiedete sich der 42-Jährige aus der Skistation Tignes mit der ominösen Zahl auf dem Helm vom alpinen Rennsport.
Am 29. März 2003 hatte Clarey, nach dem auch eine Piste in Tignes benannt ist, im Weltcup debütiert, nun verabschiedete er sich als Zwölfter von Soldeu (+0,72). Und als ältester Olympiamedaillengewinner (Abfahrtssilber 2022 in China), WM-Medaillengewinner (Abfahrtssilber 2019 in Åre) und ältester Alpiner auf einem Weltcup-Podestplatz (Zweiter in der zweiten Abfahrt von Kitzbühel im heurigen Jänner). Nur ein Sieg blieb ihm bei seinen 240 Weltcup-Starts verwehrt.
Am Donnerstag geht das Weltcup-Finale in Soldeu mit dem Super-G weiter (11.30 Uhr/live ORF1), und dann muss Marco Odermatt kräftig punkten, um noch die 2.000-Punkte-Marke zu knacken.
1. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:26,59 2. Romed Baumann (GER) 1:26,68 +0,09 3. Andreas Sander (GER) 1:26,72 +0,13 4. Daniel Hemetsberger (AUT) 1:26,82 +0,23 5. Dominik Paris (ITA) 1:26,86 +0,27 6. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 1:26,89 +0,30 Mattia Casse (ITA) 1:26,89 +0,30 8. Otmar Striedinger (AUT) 1:26,99 +0,40 9. Florian Schieder (ITA) 1:27,05 +0,46 10. Niels Hintermann (SUI) 1:27,09 +0,50 11. Adrian Smiseth Sejersted (NOR) 1:27,23 +0,64 12. Johan Clarey (FRA) 1:27,31 +0,72 13. James Crawford (CAN) 1:27,35 +0,76 14. Cameron Alexander (CAN) 1:27,59 +1,00 15. Marco Odermatt (SUI) 1:27,60 +1,01 16. Marco Schwarz (AUT) 1:27,72 +1,13 17. Ryan Cochran-Siegle (USA) 1:27,99 +1,40 18. Jared Goldberg (USA) 1:28,03 +1,44 19. Nils Allegre (FRA) 1:28,19 +1,60 20. Travis Ganong (USA) 1:28,41 +1,82 21. Josef Ferstl (GER) 1:28,57 +1,98 22. Stefan Rogentin (SUI) 1:28,59 +2,00 23. Adrien Theaux (FRA) 1:28,61 +2,02 24. Alexis Pinturault (FRA) 1:28,77 +2,18 25. Rok Aznoh (SLO) 1:29,08 +2,49
Gesamtwertung (35/38):
1. Marco Odermatt (SUI) 1.842 2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR)1.280 3. Henrik Kristoffersen (NOR) 1.014 4. Vincent Kriechmayr (AUT) 953 5. Loic Meillard (SUI) 831 6. Lucas Braathen (NOR) 824 7. Alexis Pinturault (FRA) 757 8. Marco Schwarz (AUT) 699 9. Manuel Feller (AUT) 506 10. James Crawford (CAN) 462 15. Daniel Hemetsberger (AUT) 396 29. Matthias Mayer (AUT) 268 30. Raphael Haaser (AUT) 245
Abfahrt Männer (10)
1. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 760 2. Vincent Kriechmayr (AUT) 614 3. Marco Odermatt (SUI) 462 4. Johan Clarey (FRA) 343 5. James Crawford (CAN) 326 6. Mattia Casse (ITA) 288 7. Niels Hintermann (SUI) 267 8. Romed Baumann (GER) 244 9. Daniel Hemetsberger (AUT) 239 10. Florian Schieder (ITA) 222 12. Otmar Striedinger (AUT) 200 13. Matthias Mayer (AUT) 182 31. Marco Schwarz (AUT) 64 44. Julian Schütter (AUT) 21 48. Christopher Neumayer (AUT) 12 53. Stefan Babinsky (AUT) 9
Mannschaft Männer (35/39):
1. Schweiz 5.633 2. Norwegen 4.605 3. Österreich 4.345 4. Frankreich 2.317 5. Italien 2.202 6. Deutschland 1.610 7. Kanada 1.111 8. USA 1.075 9. Slowenien 648 10. Kroatien 393
Nationencup (70/77):
1. Schweiz 10.117 2. Österreich 8.090 3. Norwegen 6.426 4. Italien 6.086 5. USA 4.145 6. Frankreich 3.506 7. Deutschland 2.866 8. Kanada 1.924 9. Slowenien 1.743 10. Schweden 1.611 11. Slowakei 1.054