Doppel-Olympiasieger Johannes Strolz: "Ich will Weltmeister werden"
Von Christoph Geiler
In einer Vitrine vor ihm glänzten seine drei Olympiamedaillen von Peking, als Johannes Strolz noch einmal eine gedankliche Reise in die Vergangenheit antrat. Vor einem Jahr, sinnierte der Vorarlberger, habe er sich gefragt, ob es das gewesen sein könnte mit der Skikarriere. Der Slalom-Spezialist war aus allen ÖSV-Kadern geflogen und auf sich allein gestellt. „Ich war viel am Grübeln und hatte ein beklemmendes Gefühl“, gesteht er.
Was dann im Winter passierte, ist wohl eines der größten Märchen der Skigeschichte: Weltcupsieg mit Startnummer 38 im Slalom von Adelboden, dann bei den Winterspielen in Peking Olympia-Gold in der Kombination und im Teambewerb, dazu Slalomsilber – damit wurde der 30-Jährige auf einen Schlag zum vierterfolgreichsten Skiläufer der österreichischen Olympia-Geschichte.
Seither hat sich im Leben von Johannes Strolz viel verändert. In den vergangenen Monaten war der Doppelolympiasieger ein gefragter Mann. „Es waren viele Ehrungen, Medientermine und Auftritte“, sagt der bescheidende Vorarlberger, der sich an das neue Leben im Rampenlicht erst noch gewöhnen muss. „Gerade in Westösterreich werde ich viel öfter erkannt“, sagt Strolz.
Team Strolz
Vor der vergangenen Saison hatte er das Training noch selbst organisieren und bezahlen müssen, noch bei den Winterspielen in Peking stand er vor den Rennen stundenlang im Servicecontainer und präparierte seine Ski. Schnee von gestern. Der Einzelkämpfer hat ein Team um sich geschart.
Der frühere Skispringer Karl-Heinz Dorner steht Johannes Strolz als Manager mit Rat und Tat zur Seite, die Skifirma Head hat mit Benedikt Auinger einen eigenen Servicemann abgestellt, mit der BTV hat der Doppelolympiasieger nun auch einen finanzstarken Kopfsponsor.
„Eine große Tür ist aufgegangen. Ich habe jetzt viel mehr Möglichkeiten“, weiß Johannes Strolz, „aber die Gewichte in der Kraftkammer sind immer noch gleich schwer wie im letzten Jahr.“
Trotzdem fühlt und genießt Johannes Strolz die neue Leichtigkeit des Seins. „Ich habe einen fixen Startplatz. Ich kann befreit fahren“, sagt er. Auf den Riesentorlauf in Sölden wird Strolz verzichten, sein Ziel für den Winter ist klar. „Ich will Weltmeister werden.“