Sport/Tennis

Sinner im Finale von Melbourne: Der Beginn einer neuen Zeitrechnung

Als Novak Djokovic das letzte Mal ein Spiel bei den Australian Open verloren hat, war Dominic Thiem Nummer fünf der Welt, Roger Federer der spätere Sieger und ein 17-Jähriger – ehemaliger italienischer Ski-Meister – namens Jannik Sinner spielte sein erstes Future-Turnier in Scharm asch-Schaich.

Es war im Jänner 2018, als der Serbe im Achtelfinale in Melbourne gegen den Koreaner Chung Hyeon in drei Sätzen verlor. Danach gewann Djokovic 33 Spiele in Folge und vier weitere Male sein Lieblingsturnier – mit insgesamt zehn Erfolgen ist er der Rekord-Champion der Australian Open.

2024 muss die Frage gestellt werden, ob es sich in der Tennis-Welt um die Wachablöse des 36-Jährigen dreht. Im Semifinale wurde Djokovic von Jannik Sinner in vier Sätzen 1:6, 2:6, 7:6 (6), 3:6 abgefertigt. Nach 3:22 Stunden zog der Südtiroler erstmals in ein Endspiel bei einem Grand-Slam-Turnier ein. Dort spielt er am Sonntag um 9.30 Uhr gegen Daniil Medwedew um den ersten italienischen Turniersieg bei den Australian Open. Es ist das erste Finale in Melbourne seit 2005, an dem weder Federer, Nadal oder Djokovic teilnehmen.

Sinners Sieg war vielleicht doch keine Überraschung

Sieht man auf die jüngsten Duelle, dann war Sinners Sieg gegen den großen Dominator keine Überraschung. Der 22-Jährige aus Sexten (drei Kilometer Luftlinie von der österreichischen Grenze entfernt) setzte am Ende der vergangenen Saison sowohl bei den ATP-Finals als auch im Daviscup-Finale durch.

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Djokovic gab zu: „Das war eines meines schlechtesten Grand-Slam-Matches, das ich je gespielt habe. Um ehrlich zu sein, habe ich das gesamte Turnier nicht gut gespielt. Jannik hat mich komplett dominiert und völlig verdient gewonnen.“

Djokovic gab Sinner viele gute Tipps

Sinner hat gegen den 14 Jahre älteren Superstar im Vorjahr im Halbfinale in Wimbledon verloren. „Ich habe daraus viel gelernt“, sagte er im Siegerinterview. Djokovic war sogar am steilen Karriereverlauf von Sinner mitbeteiligt. „Nach einer Niederlage gegen ihn haben wir gemeinsam trainiert und mein Trainer hat ihn gefragt, was ich besser machen soll. Er hat mir gute Tipps gegeben.“ Vielleicht zu gut, wird sich Djokovic am Freitag wohl gedacht haben.

Der Finalgegner

Am Sonntag bekommt es Sinner mit Daniil Medwedew zu tun. Der Russe lag gegen den Deutschen Alexander Zverev scheinbar aussichtslos 5:7 und 3:6 zurück, holte sich aber die nächsten beiden Sätze im Tiebreak 7:6 und den fünften mit 6:3. „Ich war in den ersten beiden Sätzen verloren und habe nicht gewusst, was ich machen soll“, sagte Medwedew nach seinem fünften Finaleinzug bei einem Grand-Slam-Turnier.

Österreichische Tennis-Fans werden sich am Sonntag auch an die Wiener Stadthalle erinnern, wo die beiden im Oktober 2023 im Finale standen. Damals zeigte Jannik Sinner mit einem 7:6 (7), 6:4, 6:3 auf. Es war der bislang letzte Turniersieg des Italieners.