Trennung bei Tennis-Star Thiem: Neuer Trainer wird "kein Österreicher"
Von Harald Ottawa
Die Leichtigkeit ist verflogen. Der selbstbewusste Auftritt verschwand mit – als würde Dominic Thiem auf der Suche sein.
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Es ist ein anderer Thiem als noch vor vier, fünf Jahren, der hier bei einem Medientermin am Attersee saß. Neben ihm Sebastian Ofner, der Grund warum man sich in Schörfling traf, weil er dort einen Sponsor präsentierte. Und jener Ofner, der nach seinen Leistungen im Vorjahr eigentlich eine angemessene Aufmerksamkeit verdient hätte. Schließlich steht er als Nummer 40 exakt 50 Plätze vor Thiem.
Aber, was die ehemalige Nummer drei zu verkünden hatte und wie er es tat, erzeugte Aufmerksamkeit. Zu alter Stärke wolle er zurückkehren, die fehlenden Prozent wiederfinden und deshalb auch heimkehren. Vom deutschen Trainer Ben Ebrahimzadeh hat er sich getrennt, nun wird wieder bei Vater Wolfgang, der auch erfolgreich mit Ofner arbeitet, in Traiskirchen und Oberpullendorf trainiert.
Der Grund für den Wechsel ist eigentlich offensichtlich: „Ich stehe jetzt seit zwei Jahren in Rankingsphären, in denen ich nicht stehen will.“ Einen Touringcoach hat er auch schon gefunden. „Ich werde ihn bald bekannt geben. Es ist kein Österreicher.“
Selbstfindung
In erster Linie will er sich aber selbst wieder finden. Jenen Thiem, der früher fast alles in Grund und Boden spielte. Umso wichtiger ist es, bald wieder die Stufen nach oben zu klettern. „Ich sehe das Jahr als letzte Chance. Wenn ich es schaffe, kann es auch schnell gehen. Aber sollte ich das Jahr wieder auf 100 beenden, muss man schon überlegen, ob sich das Ganze noch lohnt.“
Das Saisonziel von ihm klingt wie jenes, das er vor elf, zwölf Jahren hatte und angesichts seiner großen Erfolge (ein Grand-Slam-Titel, drei weitere Major-Endspiele) sehr bescheiden: „Ich will heuer in die Top 50.“
Thiem und Ofner reisen heute zum Davis Cup nach Irland, wo man am Samstag und Sonntag in Limerick klarer Favorit ist – beide spielen auch, weil sie für Olympia noch einen Einsatz brauchen. Und dann trennt sich die Spreu vom Weizen. Ofner spielt in Übersee große Turniere, Thiem nach Trainingswochen Challenger.
Natürlich taugt ihm das nicht. Das beeinträchtigt auch das Seelenleben. „Da kommen viele Dinge dazu, die ich so Jahre lang nicht gekannt habe, wie zum Beispiel ewig lang drum zittern, dass ich in Hauptbewerbe von Turnieren reinkomme.“
Thiem kämpft. Kämpft auch darum, wieder Lust auf seinen Sport zu haben.