Sport/Tennis

Thiem sagt Paris Adieu: Ein Großer verlässt die größte Sandkiste

Adieu! Die Franzosen verabschiedeten gestern einen der größten Sandplatzspieler der vergangenen Jahre. Dominic Thiem schlug ein letztes Mal in Roland Garros auf. Ein Großer ging, noch bevor das Turnier beginnt. Nachdem sich der 30-Jährige bedankt hatte („Ich werde als Fan zurückkommen“), marschierte er von Standing Ovations begleitet ein letztes Mal Richtung Umkleide.

Und er verlässt im wahrsten Sinn des Wortes eine große Bühne. Der Niederösterreicher durfte sein letztes Match vor euphorischem Publikum im zweitgrößten Stadion der Anlage spielen: im Court Suzanne Lenglen, wo er einst große Erfolge feierte. Gefeiert wurde er ein letztes Mal, auch wenn der Gegner nicht Novak Djokovic oder Rafael Nadal hieß; auch wenn es kein Halbfinal-Thriller war, sondern ein Match der zweiten Qualifikationsrunde, das Thiem gegen den Finnen Otto Virtanen 2:6, 5:7 verlor.

Thiem, aufgrund seiner Handgelenksprobleme längst nicht mehr in der Paradeform von einst, hat Großes geleistet bei diesem Grand-Slam-Turnier. Dass er es nie gewinnen konnte, darf er Sandplatz-König Nadal verdanken. Aber zumindest war Thiem einige Jahre dessen Kronprinz. Fakt ist, dass es mit Pablo Cuevas (2015, 2. Runde) und Novak Djokovic (2016) zwischen 2014 und 2019 nur zwei weiteren Spielern gelang, Thiem im Hauptbewerb zu besiegen. Die Pariser Highlights: 

Juniorenfinale 2011

 Dominic Thiem hielt erstmals seine Versprechen und spielte sich als 17-Jähriger bei seinem zweiten Antreten im Juniorenbewerb bis ins Endspiel.

Erstes Hauptfeld 2014

Thiem trat erstmals im Hauptbewerb an. Nach einem Sieg über den Franzosen Paul-Henri Mathieu war das erste Mal Nadal  zu stark.

Erstes Halbfinale 2016

Ausgerechnet jener Herr, der ihm in den Jahren danach das Leben schwer machte und ihn als Einziger besiegte, ermöglichte Thiem den ersten großen Erfolg in Roland Garros. Rafael Nadal zog vor der 3. Runde wegen einer Handgelenksverletzung zurück, Thiem musste dessen Landsmann Marcel Granollers besiegen. Nach einem weiteren Sieg gegen den Belgier David Goffin war Thiem im Halbfinale gegen den späteren Champion Novak Djokovic noch chancenlos. Thiem zog aber in die Top Ten ein und sollte sie erst fünf Jahre später wieder verlassen.

Zweites Halbfinale 2017

Thiem revanchierte sich im Viertelfinale an einem damals sehr formschwachen Djokovic mit einem klaren Sieg, war aber dann gegen Nadal chancenlos. Bis zum Duell mit dem Spanier hatte Thiem keinen Satz abgegeben.

Erstes Finale 2018

Thiem musste in den ersten Runden etwas härter kämpfen als im Jahr zuvor. Im Viertelfinale ließ er aber Deutschlands Jungstar Alexander Zverev keine Chance. Besonders groß war die Freude, als ihm Marco Cecchinato den Serben Djokovic aus dem Weg räumte. Thiem wurde seiner Favoritenrolle gerecht und zog erstmals ins Finale ein. 4:6, 3:6, 2:6 hieß es dann aber gegen den mittlerweile 14-fachen Champion Nadal.

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Zweites Finale 2019

Damals trat Thiem mit neuer Entourage an, Nicolás Massú als Trainer und Herwig Straka als Manager hatten „Vollzeitkraft“ Günter Bresnik abgelöst. Und es gelang der vielleicht denkwürdigste Sieg in Roland Garros: Auf zwei Tage verteilt schlug er Djokovic 6:2, 3:6, 7:5, 5:7, 7:5 und machte die Neuauflage des Vorjahresfinales perfekt. Dort gelang ihm gegen Nadal zumindest ein Satzgewinn (3:6, 7:5, 1:6, 1:6).

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Schwacher Abgang

2020 schaute noch ein Viertelfinale raus, in dem er etwas müde nach dem US-Open-Sieg seinem argentinischen Freund Diego Schwartzman unterlag, ehe 2021 bis 2023 Auftaktpleiten folgten.