Dominic Thiem in Paris: Auch ein Realist braucht noch Träume
Als Nummer 194 der Tenniswelt zählt man bei den French Open nicht zum Favoritenkreis. Weil alte Erfolge nichts wert sind, aber zumindest ein bisschen was zählen, sind viele Augen in Paris Sonntagvormittag auf Dominic Thiem gerichtet. In Roland Garros, bei dem für seine sportliche Erzählung zentralen Turnier, wollte der 28-Jährige nach der langwierigen Handgelenksverletzung wieder auf Augenhöhe mit den Besten sein.
Danach sieht es (noch) nicht aus. Die zähe bis ernüchternde Rückkehr des ehemaligen US-Open-Siegers beschäftigt längst nicht nur Tennis-Fans. Munter wird diskutiert (und geurteilt) über das rot-weiß-rote Sportidol. Hat er noch den Biss? Kann er sich noch einmal überwinden? Thiem selbst gibt sich kämpferisch, zugleich aber auch realistisch. Kein unkluger Zugang. Er ist lange genug dabei, hat viel gesehen.
Dem bestem Beispiel ist er zwei Mal im Paris-Finale gegenübergestanden: Rafael Nadal. Zigmal wurde der 21-fache Grand-Slam-Sieger schon abgeschrieben, jedes Mal ist er noch besser zurückgekommen. Er habe gelernt, mit Verletzungen und Schmerzen zu leben, sagt der Spanier. Dieser vielleicht einzigartige Zugang zum Sport äußert sich auch auf andere Weise: Die Mehrheit der Tennis-Stars will jedes Match gewinnen, Nadal will keines verlieren.