Ukraine-Krieg: Russland verschwindet von der Landkarte des Sports
Kaum eine andere Sportart hat sich in den vergangenen Jahrzehnten Russland so ausgeliefert wie Eishockey. Dort sind die Russen mit ihren 27 Weltmeistertitel (22 von der UdSSR) aber auch absolute Weltspitze.
Rene Fasel, der langjährige Präsident des internationalen Verbandes IIHF, galt als Freund von Wladimir Putin und hofierte bis zum Schluss Belarus-Diktator Alexander Lukaschenko. Mit den Millionen von Gazprom ließ es sich im Weltverband gut leben.
Doch damit ist vorläufig Schluss. Russland und Belarus wurden von der Eishockey-WM (ab 13. Mai) in Finnland ausgeschlossen, Gazprom als Turnier-Sponsor eliminiert. Als Ersatz stehen ausgerechnet Österreich und Frankreich, die beiden letzten Absteiger, parat. Für die Reorganisation der WM-Turniere in allen unteren Ebenen braucht die IIHF Zeit. Bis Ende der Woche erwartet Österreich eine Entscheidung.
Die WM 2023 ist aber weiterhin in St. Petersburg geplant, wo Milliardär und Putin-Freund Gennadi Timtschenko die mit 22.500 Plätzen weltgrößte Eishockey-Arena baut.
Auch im Fußball gehen die Wogen hoch. Nachdem die UEFA das Champions-League-Finale von St. Petersburg nach Paris verlegt hat, wurden jetzt alle russischen Mannschaften aus jeglichen FIFA- und UEFA-Bewerben ausgeschlossen. Das heißt unter anderem: Die russische Nationalmannschaft darf nicht im Play-off um ein Ticket für die WM kämpfen. Genauso wenig darf Spartak Moskau im Achtelfinale der Europa League antreten, Leipzig steht damit kampflos im Viertelfinale.
Der russische Verband kritisiert die Sanktionen scharf. Der Ausschluss sei „ausdrücklich diskriminierend“, heißt es. Der RFS behalte sich das Recht vor, die Entscheidung von FIFA und UEFA gemäß dem internationalen Sportrecht anzufechten.
In der Leichtathletik wurden Athleten, Betreuer und Offizielle aus Russland und Belarus mit sofortiger Wirkung von allen Veranstaltungen der Leichtathletik-Weltserie ausgeschlossen. Dazu gehören die Hallen-WM im März in Belgrad, die Freiluft-WM im Juli in Eugene/USA sowie die Mannschafts-WM im Gehen in Muscat, die am Freitag in Oman beginnt.
Die restliche Ski-Saison wird ebenfalls ohne russische Beteiligung stattfinden. Das gesamte Team wurde genau wie jenes aus Belarus von allen FIS-Bewerben ausgeschlossen. „Es kann keinen friedlichen Wettstreit geben, während Zivilisten sterben, ukrainische Sportler als Soldaten ihre Heimat verteidigen und die Sicherheit von Athletinnen und Athleten nicht gewährleistet ist“, nahm auch ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober dazu Stellung, „der ÖSV unterstützt vollumfänglich die Linie des IOC und der FIS.“
Putin ohne Gürtel
Die Meldungen über Sanktionen gegen russische Sportler trudeln in diesen Tagen beinahe im Minutentakt herein. Ob Badminton- oder Eislauf-Verband – auch hier dürfen russische Athleten nicht mehr starten. Die Volleyball-WM darf auch nicht wie geplant in Russland stattfinden. Dass der Taekwondo-Verband Putin den Schwarzen Gürtel entzog, wird ihm vergleichsweise egal sein.
Aber: Das größte Land der Welt verschwindet mehr und mehr von der sportlichen Landkarte. Wer noch spielen darf, ist Daniil Medwedew, die frischgebackene Nummer eins im Tennis – unter neutraler Flagge. Vom Daviscup und Fed-Cup wurde Russland ausgeschlossen.