Winheims Tagebuch: Österreich in Harmonie gescheitert
Von Wolfgang Winheim
Stets das Gleiche. Vor dem Spiel in braven Worthülsen verpackter Optimismus, danach kollektive Ratlosigkeit. Zumindest bleibt der ÖFB-Nationalelf der Vorwurf erspart, dass sie in einem Land spielen wird, das es mit den Menschenrechten nicht so genau nimmt.
Die Qualifikation für die WM Katar ist verpasst. Nur der Teamchef wird in die Wüste geschickt. Wer jedoch glaubt, mit Franco Fodas Abgang ist alles gut, der irrt. Jüngere Alt-Internationale fordern (wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand) längst eine völlige Umstrukturierung – von der Jugendarbeit bis hin zur Trainerausbildung.
Wenn seit zehn Jahren kein Österreicher in Österreichs Liga Schützenkönig wurde, dann spricht das nicht für die staatlich geförderten Akademien. Dann mildern auch gelegentliche Nachwuchserfolge (wie soeben das 2:2 der U19 in Spanien) kaum die Kritik. Die hält man im Phrasendrescher-Stadl ÖFB ohnehin für entbehrlich.
Kritik
Sportdirektor Peter Schöttel wird nachgesagt, dass er in seinem Mitarbeiterstab keine Unbequemen wolle. Obwohl Reibung Energie erzeugt.
Anders als der rhetorisch überforderte neue Fußball-Präsident Gerhard Milletich geriet Schöttel beim ersten TV-Statement nach dem Out in Cardiff wenigstens nicht ins Stottern. Nach außen hin gleicht der Ex-Rapidler der personifizierten Gelassenheit. Eine Eigenschaft, die auch Foda auszeichnet.
Ob Sieg oder Pleite – Foda hat vor Mikrofonen stets Haltung und Ruhe bewahrt. Mit aggressiven Fragen, wie sie in Fodas Heimat im Fußball üblich sind, wurde der Deutsche freilich bei ORF-Interviews nie konfrontiert. Auch ORF-Chefananalytiker Herbert Prohaska und sein etwas kritischerer Co-Experte Roman Mählich verhielten sich – im Vergleich zu einem Lothar Matthäus in Deutschland – gegenüber dem (Ex-)Teamchef immer tolerant.
Selbst wenn Fodas Nachfolger in zwei Jahren das neue große Ziel erreicht, wird Prohaska übrigens nicht der TV-Analytiker sein. Für die EM 2024 in Deutschland hat der ORF keine Übertragungsrechte mehr.