Sport/Motorsport

Spielberg erstmals ohne Lauda: "Ohne ihn fühlt es sich komisch an"

Lewis Hamilton und Valtteri Bottas wachen neben der Ortstafel von Großkrut. Daneben steht ein fadisiert dreinblickender Max Verstappen, dahinter zelebrieren die Männer aus dem kleinen niederösterreichischen Ort ihr Formel-1-Wochenende. Ganz oben, am höchsten Punkt des Campingplatzes über dem Kattigar-Hof, unmittelbar neben der Rennstrecke.

Die lebensgroßen Rennfahrer sind Attrappen aus Karton, die Männer dahinter sind echt. Nicht zu übersehen, schon gar nicht zu überhören. Eine professionelle Soundanlage haben sie dieses Mal ebenso mitgenommen wie ihre Ortstafel, ein riesiges Partyzelt (!), einen Swimmingpool (!!) und zwei (!!!) tonnenschwere LKW. An einem davon ist der Schwenkarm so hoch wie möglich ausgefahren. Und daran hängt wie jedes Jahr an einer Kette, praktisch über dem Red-Bull-Ring, ein übergroßer Mercedes-Stern.

Heuer wurde dem Stern eine große rote Kappe aufgesetzt mit dem Schriftzug „NIKI“.

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Die Fans

Der erste Österreich-Grand-Prix nach dem Ableben von Niki Lauda steht ganz im Zeichen des großen Österreichers. Im Fahrerlager ist sein Ferrari 312 T aus dem Jahr 1975 ausgestellt. Fotografieren erlaubt, berühren verboten. Das Auto trägt noch die Startnummer 12, mit der Lauda seinen ersten Weltmeistertitel geholt hat. Davor hat jemand eine weiße Rose hingelegt. Oben, in der Fanzone, ist Laudas McLaren zu bewundern, mit dem er 1984 als bisher einziger Österreicher das Heimrennen gewonnen hat.

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Gewürdigt wird Lauda in Spielberg auch von den Zusehern. Es zeichnet sich der zweitbeste Besuch seit der Rückkehr der Königsklasse 2014 ab. 200.000 Zuschauer werden über das gesamte Rennwochenende erwartet. Das Rahmenprogramm in der Fanzone scheint angenommen zu werden. Renn- Simulator, Boxenstopp-Challenge, Bungee-Jumpen. Dazu Konzerte mit dem Höhepunkt am Samstagabend, dem Auftritt von Wanda.

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Etwa 22.000 Fans sind aus den Niederlanden angereist. Max Verstappen heißt ihr Held. Aus dem Süden Hollands kommt John. Er ist Mitglied des achtköpfigen Fanklubs „MAX-imum Attack“ und labt sich in der Fanzone, im Schatten eines Zeltes, wo es mehr nach altem Fett und Sonnencreme als nach Benzin riecht.

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Bei mehr als 30 Grad im Schatten tragen die Männer weiße Hemden mit Anzügen und Krawatten in grellem Orange. Auf den Köpfen sitzen rote Kappen mit NIKI-Aufschrift. „Natürlich sind wir Fans von Max“, sagt John. „Aber Niki hat so viel für diesen Sport geleistet ... Wir sind es ihm schuldig, dass wir diese Kappen statt der orangen Hüte tragen.“

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Die Stars

„Toll, dass man hier zeigt, dass er nach wie vor Teil des Ganzen ist und dass er noch da ist“, sagt Sebastian Vettel. Für Lewis Hamilton fühlt es sich „komisch an, dass er nicht mehr an unserer Seite ist“. Und sein früherer Rivale Helmut Marko sagt: „Niki Lauda ist ein Mythos. Es ist nur natürlich, dass die Rennstrecke eine Würdigung durchführt.“

Wie diese Würdigung aussehen wird, war am Samstag noch nicht bekannt. Die Spekulationen waren vielfältig und reichten von der Errichtung eines Gedenkplatzes über die Umbenennung einer Kurve bis hin zum „Niki-Lauda-Ring“.

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Im Tunnel unter der Rennstrecke zeugt eine Fotoserie von Laudas einzigartiger Karriere – von den Anfängen bei BRM bis zu seinem erfolgreichen Engagement als Vorstandsvorsitzender beim Mercedes-Team. Das letzte Bild zeigt Lauda von hinten fotografiert, mit einem Rucksack, offensichtlich bei einer Wanderung.

Sein ehemaliger Weggefährte Bernie Ecclestone (88) ist auch in Spielberg. Kurz denkt er nach, und dann sagt er: „Für mich ist er noch nicht gegangen.“

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