Höhenflug in der Leichtathletik: Längst keine Einzelphänomene
Als Österreich vor dieser Woche zum letzten Mal eine EM-Medaille im Speerwurf feiern durfte, war das Land noch von den Alliierten besetzt. Auf Silber von Herma Bauma 1950 folgte Dienstagabend Victoria Hudson. Ihr goldener Wurf gleich im ersten von sechs Versuchen mag auf Laien wie ein Glückstreffer wirken, war er aber nicht.
Die Höchstleistung zum richtigen Zeitpunkt war lange und penibel geplant. Verantwortlich dafür zeichnet ein gar nicht mehr so kleines Team rund um Sportdirektor Gregor Högler. Im Gegensatz zu vergleichbaren Nationen herrschen noch immer nicht paradiesische Zustände in der österreichischen Leichtathletik (man muss sich nur die ausgedünnten Startlisten bei nationalen Meisterschaften ansehen), doch trist sind die Aussichten nicht.
Hudson und der versilberte Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger sind Ausnahmeathleten, aber dennoch keine Einzelphänomene mehr. Sieben Medaillen hat der Verband seit 2016 bei Olympia, Freiluft-WM und -EM gewonnen. Man ist endlich so weit, Leistung nicht nur einmalig zu produzieren, sondern zu reproduzieren – verteilt auf mehrere Disziplinen. Worauf diese Generation noch wartet? Olympisches Gold. Das letzte (und einzige) gab es 1948. Im Speerwurf.