Handball: "Diese heißen Derbys nicht mehr zu haben – das tut weh"
Das Wiener Derby zwischen den Fivers und Westwien brachte am vergangenen Wochenende nicht nur einen 33:29-Sieg der Margaretener, sondern auch viele Emotionen in einer bummvollen Südstadt. Der Hintergrund: Westwien stellt aus finanziellen Gründen mit Saisonende den Profibetrieb ein.
Aber es muss nicht das letzte Duell der Erzrivalen sein, die beiden Wiener Traditionsklubs könnten im Cup und in der Liga noch insgesamt vier Mal aufeinander treffen. Das wünschen sich jedenfalls Westwien-Kapitän Willi Jelinek und Marin Martinovic von den Fivers im KURIER-Gespräch.
Im Cup-Final-Four kommenden Freitag und Samstag in der Südstadt treffen die Fivers im Halbfinale auf die BT Füchse und Westwien auf Hard. Im Liga-Play-off wählten die Fivers Ferlach als Gegner, Westwien nimmt sich Bregenz zur Brust. Im Halbfinale würden beide Wiener Klubs die Klingen kreuzen.
Trauer und Wut
Westwien möchte sich wenn möglich mit einem Titel von der Bühne verabschieden. Willi Jelinek, der zu Krems wechselt, beschreibt die Gefühlswelt seit der Bekanntgabe des Vereins: „Als die Nachricht endgültig gekommen ist, hat das surreal gewirkt. Ich war verblüfft und erschrocken und traurig.“
Selbst Erzrivale Martinovic schüttelt den Kopf: „Es ist einfach nur traurig, dass sich die Westwiener in der Situation befinden. Ich habe kein Verständnis dafür, dass der Verein einfach weg sein wird. Was würden sich die Leute denken, wenn nicht mehr Austria gegen Rapid spielen würde. Es löst eine Wut in mir aus, dass es die Westwiener nicht mehr geben wird. Es tut weh, dass man diese heißen Derbys nicht mehr haben wird.“
So bleibt der Wunsch auf ein baldiges Wiedersehen. Jelinek: „Wir beide wünschen uns, dass wir die nächsten Spiele gewinnen, dann treffen wir unweigerlich aufeinander.“ Martinovic: „Ich würde am liebsten im Training gegen Westwien spielen.“
Dass es einen Traditionsklub wie Westwien erwischen kann, macht den Fivers-Aufbauspieler nachdenklich: „Ich mache mir dann nicht nur Sorgen um den Handballsport, sondern generell um den Sport. Ich verstehe nicht, warum der Sport hier nicht so einen Stellenwert hat wie in anderen Ländern. Er ist für die Gesellschaft so wichtig.“
Die unmittelbare Zukunft bringt den Cupsieger. „Die Füchse sind ein schweres Los“, meint Martinovic. Jelinek sieht Westwien in der Favoritenrolle gegen Hard. „Aber im Finalfour gibt es keinen leichten Gegner. Der Traum wäre natürlich in der Südstadt noch einen Titel zu holen. Es wäre an der Zeit.“ Und vor allem eine Handball-Romantik. Alexander Strecha