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Günter Bresnik: "Schleichende Wachablöse" an der Weltspitze

Jahrelang war der Name Dominic Thiem mit Günter Bresnik verbunden. Der Niederösterreicher formte seinen Landsmann zum Tennisprofi von Weltformat. Auch nach der schleichenden Trennung von Thiem zu Beginn des Jahres verfolgt der 58-Jährige die Spiele seines Ex-Schützlings und der Konkurrenz. Im KURIER analysiert Bresnik die Entwicklung an der Weltspitze und spricht über seine Arbeit mit Österreichs Tennisdamen.

KURIER: Was hat Sie heuer sportlich überrascht?

Günter Bresnik: Am meisten beeindruckt hat mich die Leistung von Stefanos Tsitsipas am Ende der Saison, seinen Sieg bei den ATP Finals hätte ich nicht vorausgesagt. Immerhin ist er erst 21 Jahre.

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Werten Sie das als Signal für einen Generationenwechsel?

Man sieht, dass es schleichend zu einer Wachablöse kommt. Die Jungen hatten aber noch zu jeder Zeit ihre Krisen. Dominic am Jahresbeginn, Tsitsipas und Alexander Zverev in der Mitte des Jahres. Wie es wirklich aussieht, wird sich bei den Grand-Slam-Turnieren zeigen. Aber ich glaube nicht, dass Novak Djokovic und Rafael Nadal bei diesen nächstes Jahr noch einmal so dominieren. 2020 wird sicher einer der Jungen ein Major gewinnen. Da gibt es einige Kandidaten.

Zählt auch Ihr Ex-Schützling Thiem dazu?

Natürlich. Er hat das Rüstzeug dazu, auf allen Belägen gut spielen zu können. Es wird ja fast nur noch von der Grundlinie gespielt. Da ist Dominic sensationell ausgebildet, da zählt er zu den Besten. Aber auch andere können nächstes Jahr zuschlagen. Mir taugt auch der Kanadier Denis Shapovalov, er hat gute Anlagen und einmal ein halbes Jahr bei mir trainiert. Er hat Biss und ist auch körperlich extrem gut beisammen.

Roger Federer wurde im August 38. Wie lange kann er noch mithalten? Trauen Sie ihm noch einen Grand-Slam-Titel zu?

Für ihn wird es immer enger, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Man hat das bei den US Open zuletzt gesehen, als er gegen Grigor Dimitrow verloren hat. Es ist für ihn ein Wettlauf mit der Zeit. Dass er herausragende Fähigkeiten hat, darüber braucht man nicht zu reden. Aber der Körper spielt nicht ewig mit, auch wenn er hart trainiert. Dasselbe gilt für Rafael Nadal. Wie lange spielt hier der Körper noch mit? Bei Novak Djokovic ist es so, dass er enorm viel Energie in die Rivalität mit Nadal und Federer investiert, er mobilisiert hier viele Kräfte. Die ständigen Duelle mit einem der Jungen gefallen ihm weniger.

Der Tennissport lebte ja von diesen Rivalitäten ...

Ja, und das war immer so. Sei es zwischen Borg und McEnroe, Sampras und Agassi oder jahrelang zwischen Federer und Nadal. Und so etwas wird wieder kommen. Von den fünf, sechs Anwärtern werden sich in der nächsten Zeit zwei Leute herauskristallisieren. Dominic kann mit seinen Fähigkeiten einer davon sein.

Was sagen Sie zu Alexander Zverev, der Deutsche wird seit Jahren als nächster Superstar gehandelt?

Vor zwei Jahren habe auch ich gesagt, dass er die künftige Nummer eins der Welt wird. Die Gründe, warum es heuer nicht geklappt hat, sind abseits des Platzes zu suchen. Wie die Trennung von seinem Manager. Dazu hatte er eine Augenoperation. Aber er wurde sehr früh sehr hoch gehoben und zahlt mit 22 den Preis dafür. Ich schätze mittlerweile Dominics spielerische Qualitäten höher ein. Er erzeugt gerade viel Aufmerksamkeit, Tennis kann in den nächsten Jahren zur Sportart Nummer eins in Österreich werden.

Stichwort Österreich: Kann in absehbarer Zukunft ein weiterer Dominic Thiem folgen?

Auf diesem hohen Niveau sehe ich keinen in Österreich. Dennis Novak kann im Schlepptau von Dominic spielend die Top 100 erreichen. Das traue ich durchaus auch Sebastian Ofner zu.

Sie waren heuer mit einem anderen Team zur Vorbereitung auf Teneriffa. Wie sind Sie mit der Entwicklung von Mira Antonitsch, der Tochter von Ex-Profi Alexander Antonitsch, zufrieden?

Auch Julia Grabher war dabei. Diese beiden haben durchaus Potenzial, sie sind sehr ehrgeizig. Diesen beiden, und auch Barbara Haas, würde ich Top-100-Potenzial zutrauen. Mira kann sogar noch weiter kommen.

Wann sieht man Günter Bresnik wieder auf der Tour?

Im Moment nicht. Ich bin in meinem Leben schon genug gereist.