Sport/Fußball

TV-Rechte im Fußball: Geht es bei der Vergabe nur um Geld?

Am Donnerstag präsentierte die DFL die TV-Verträge für die kommenden vier Jahre. Mit dem Verkauf der Rechte an mehrere Mitbieter nimmt die Liga für die Zeit von 2025 bis 2029 insgesamt knapp 4,5 Milliarden Euro ein. 

In Österreich laufen die Verträge um die Übertragungen der Fußball-Bundesliga noch bis 2026. Derzeit sind die Livespiele und die Konferenz wöchentlich auf Sky zu sehen. Die österreichische Bundesliga hat sich 2018 fast zur Gänze aus dem Free-TV verabschiedet. 

Unsichtbar im Gratisfernsehen

Wie es weitergeht ist noch unklar. Derzeit wird an der Ausschreibung des Rechteverkaufs gearbeitet. Für Liga-Vorstand Christian Ebenbauer ist der Verbleib bei Sky offenbar alles andere als fix. Der Manager hat im Juni angekündigt, dass sich die Liga intensiv auf eine Selbstvermarktung vorbereitet.

Der KURIER hat bei Kommunikationswissenschaftler Jörg Matthes von der Universität Wien nachgefragt, was das Verschwinden des Fußballs aus dem Free-TV bedeutet. 

Welche Auswirkung hatte es auf das TV-Publikum, dass die österreichische Bundesliga nicht mehr für jeden zu sehen ist? Verfolgen jetzt andere Menschen diese Spiele? Weniger? Oder konsumieren die Menschen auf andere Weise?

Die Verlagerung von Fußballübertragungen in kostenpflichtige Kanäle hat in der Tat den Effekt, dass die Reichweite sinkt. Das bedeutet, es schauen weniger Personen zu als im free-TV. 

Allerdings betrifft das nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen: Insbesondere Menschen, die nur gelegentlich Fußball schauen oder wenig Bindung an die Vereine haben, werden nicht mehr erreicht bzw. sie sind nicht bereit, für die Übertragungen zu zahlen. 

Auch nicht jeder Fan kann und will sich ein Abo leisten und bleibt dann möglicherweise außen vor oder muss sich mit Zusammenfassungen begnügen. Manche suchen auch nach illegalen, kostenlosen Übertragungen.

Es scheint so, dass allein die finanziellen Aspekte tonangebend sind. 

Jörg Matthes
Kommunikationswissenschaftler

Die "großen" Fußball-Ligen wie die englische, die spanische oder die deutsche können mit einem Verkauf der Rechte an Streaming-Plattformen vielleicht neue Märkte erreichen. In einer weniger populären Liga wie der österreichischen ist das wohl nicht der Grund. Ist das Argument Geld dennoch immer ausschlaggebend oder zählen da auch andere Einheiten, wie etwa die Sichtbarkeit?

Es scheint so, dass allein die finanziellen Aspekte tonangebend sind. Es geht in erster Linie um die wirtschaftlichen Interessen der Rechteinhaber, Ligen und Vereine, nicht um die Fans oder Überlegungen zur gesellschaftlichen Bedeutung des Sports. 

Auch wenn für die österreichische Bundesliga nur begrenzt neue Märkte in anderen Ländern erschlossen werden können, da die österreichische Liga nicht so attraktiv ist wie andere Ligen, lohnt sich der Weg ins Pay-TV für die beteiligten Akteure dennoch: Im Pay-TV kann der Fußball sehr gezielt vermarktet werden, es winken insgesamt höhere Einnahmen.

DAZN, Sky, Canal+, Prime etc: Der Fußballfan braucht mittlerweile Abos mehrerer Streamingdienste, um seine Lieblingsbewerbe zu verfolgen. Besteht die Gefahr, dass man da Menschen verliert?

Ja, man verliert Zuschauerinnen und Zuschauer, gewinnt aber Einnahmen. 

Es werden jene Menschen vom Sport abgetrennt, die nicht willens oder nicht in der Lage sind, das Geld für die Abos aufzubringen. Einige Fans werden sicher auch den Sport mehr in der Breite verfolgen können, also Spiele auf der ganzen Welt schauen, da sie mehrere Abos abschließen. 

Insgesamt besteht aber die Gefahr, dass durch die Zersplitterung der Übertragungen der Sport langfristig an Attraktivität verliert.