Graue Maus im Tollhaus: Kräftiges Lebenszeichen der WSG Tirol
Von Christoph Geiler
Zehn Minuten nach dem Schlusspfiff war nicht auszumachen, wer das Cup-Achtelfinale zwischen WSG Tirol und Rapid Wien tatsächlich gewonnen hatte. Die Haupttribüne des Gernot-Langes-Stadions in Wattens war noch rammelvoll, es wurden grün-weiße Fahnen geschwenkt und Lobgesänge angestimmt.
Und unten auf dem Rasen stand WSG-Tirol-Coach Thomas Silberberger inmitten seiner Spieler und verneigte sich immer wieder vor dem Publikum.
Nur zur Klarstellung: Es war die Mannschaft, die das Match mit 1:4 verloren hatte, die da im Gernot-Langes-Stadion so hochgejubelt wurde. Und gerade wegen dieser emotionalen Szenen nach dem Schlusspfiff hielt sich die Enttäuschung im Lager der WSG auch in Grenzen.
Denn bei dieser Cup-Niederlage konnte die WSG viele Sympathien gewinnen und mit einem Vorurteil aufräumen, mit dem sich der Klub seit jeher konfrontiert sieht.
Dass dieser Verein in Tirol nämlich niemandem unter die Haut geht.
Das Cup-Match gegen Rapid zeigte, dass die WSG Tirol sehr wohl in der Lage ist, Emotionen zu entfachen. Das lag mit Sicherheit an der attraktiven Spielweise der Silberberger-Elf, die drauf an dran war dem Favoriten aus Hütteldorf ein Haxl zu stellen. Hätte Sabitzer nach gut einer Stunde den Elfmeter zum 2:1 verwandelt, hätte die Partie wohl eine andere Richtung genommen.
"Dann wäre es sehr schwierig für uns geworden", wusste auch Rapid-Interimscoach Zoran Barisic.
Sportlich hat die WSG in den vergangenen Saisonen schon immer wieder aufgezeigt, die Übersiedlung nach Wattens ins Gernot-Langes-Stadion machte deutlich, dass in diesem Klub sehr wohl ein gewisses Fan-Potenzial steckt und das Graue-Maus-Image nicht zwangsläufig bis in alle Ewigkeiten Bestand haben muss.
Es kann als Signal verstanden werden, dass vor drei Wochen die Liga-Partie gegen Rapid an einem Samstag im weitläufigen und sterilen Tivolistadion in Innsbruck weniger Zuschauer angelockt hatte (2.570) als das Cup-Duell im engen Gernot-Langes-Stadion an einem Dienstag um 18 Uhr (3.150).
"Man hat gesehen, was möglich ist in Tirol. Was vor allem möglich ist in Wattens", sagt Trainer Thomas Silberberger. Würde die WSG ihre Partien in Wattens austragen, der Verein käme tatsächlich in den echten Genuss eines Heimvorteils. "Könnten wir permanent in Wattens spielen, dann machen wir vier bis sechs Punkte mehr pro Saison", ist sich der Coach sicher.
Da das Gernot-Langes-Stadion aber nicht den Bundesliga-Anforderungen entspricht, müssen den Wattener ins ungeliebte Tivolistadion ausweichen, das in den vergangenen Jahren selbst dem zehnfachen Meister Wacker Innsbruck viel zu groß war.
Daran wird sich vorerst auch nichts ändern.
Präsidentin Diana Langes-Swarovski, die am Dienstag an der Seite ihres Bruders auf der Tribüne mitjubelte, hat zwar Pläne eines neuen, kleinen Wattener Stadions in der Schublade, ob das aber jemals realisiert werden wird, steht auf einem anderen Blatt.
Die Diskrepanz zwischen Tivolistadion und Gernot-Langes-Stadion wurde jedenfalls beim Après Fußball augenscheinlich.
Während die Arena in Innsbruck bei Heimspielen der WSG unmittelbar nach Schlusspfiff schon verwaist ist, drängten sich am Dienstag in Wattens noch Stunden nach dem Match hunderte Fans vor der Kantine.