Vor ÖFB-Hit gegen Deutschland: Rangnick scherzt, Rangnick erklärt
Ralf Rangnick saß am Montag auf dem Podium im Medienraum des Happel-Stadions und sorgte gleich für den ersten Lacher. Auf die Frage, wie oft er zuletzt zur Bedeutung des Spiels Österreich gegen Deutschland (Dienstag, 20.45 Uhr/live ORF1, ZDF) gefragt worden war, antwortete er kurz und bündig: „Oft.“
Funkstille, keine weitere Erklärung des ÖFB-Teamchefs. Erst auf Nachfrage räumte er ein, dass dieses Duell auch für ihn persönlich interessant und spannend, freilich ein besonderes Spiel sei.
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Gekonnt moderierte der Deutsche die Fragen der deutschen Medien, ließ sie teilweise sogar ins Leere laufen. Wie denn die Gespräche mit dem DFB gewesen seien nach dem Rauswurf von Hansi Flick? Rangnick grätsche das Thema weg: „Es hat zu keinem Zeitpunkt Gespräche gegeben. Ich habe mich damals für Österreich entschieden, und seitdem geht alles in die richtige Richtung.“
Auch ließ sich der 65-Jährige nicht auf das Spielchen ein, wer denn am Dienstag im Wiener Prater nun in die Favoritenrolle schlüpfe, oder ob Österreich derzeit über Deutschland zu stellen sei. Neben ihm saß Kapitän David Alaba, schmunzelte und hütete sich vor einer Aussage, die gegen ihn verwendet werden könnte.
Und so umschiffte er das Kräfteverhältnis verbal routiniert und gekonnt: „Wir brauchen uns vor keinem Gegner verstecken. Deutschland hat Einzelspieler mit Weltklasse und absolut das Potenzial bei der EM erfolgreichen Fußball zu spielen. Auch wenn die Ergebnisse zuletzt nicht so gut waren.“ Kein Wort, dass Österreich daheim in Wien vor Heimpublikum diesmal vielleicht Favorit sei. Welch Schlagzeile hätte das ergeben!
Der Doppelpass zwischen Alaba und Rangnick funktionierte. Der Teamchef verwies darauf, dass man in den vergangenen 18 Monaten bewiesen hätte mit starken Nationen mitzuhalten und auf Augenhöhe zu agieren. Wie gegen Frankreich, Kroatien oder exakt vor einem Jahr in Wien, als man Europameister Italien in einem Test schlug. Auch diesmal möchte der EM-Starter das Länderspieljahr positiv abschließen.
Was Rangnick über DFB-Coach Nagelsmann sagt
Die Besonderheit an diesem Aufeinandertreffen sind auch die vielen persönlichen Kontakte zwischen Spielern und Trainer beider Nationen. So hatte Rangnick Deutschlands Bundestrainer Julian Nagelsmann einst zu Leipzig geholt, weil er von dessen Spielidee überzeugt war. Man kennt einander. „Ich hatte danach immer wieder Kontakt zu Julian, allerdings nicht mehr seit er Bundestrainer geworden ist.“ Auch am Dienstag wird rund ums Spiel wenig Zeit zum Plaudern bleiben.
Alaba freut sich auf ein Wiedersehen mit Antonio Rüdiger, mit dem er Schulter an Schulter für Real Madrid verteidigt. „Natürlich hatte ich mit ihm in den letzten Tagen Kontakt, und auch zu Spielern von Bayern München.“ Rüdiger sieht er bei den Deutschen als Abwehrchef, wobei Alaba selbst diese Rolle bei Real einnimmt. „Er besticht mit seiner Art, seiner Präsenz und Aggressivität. Er liest ein Spiel gut und hat eine gute Spieleröffnung.“ Kein negatives Wort kommt Alaba zum Teamkollegen und dienstäglichen Gegner über die Lippen.
Rangnick geht es vordergründig um die Entwicklung der Mannschaft, ein Spiel gegen Deutschland gibt weitere Aufschlüsse vor der Auslosung der EURO am 2. Dezember. Dabei wird Österreich aus Topf 2 gezogen. „Wenn ich mir manche Nationen in Top 3 ansehe, dann weiß ich nicht, ob das ein Vorteil ist“, zeigt Rangnick wenig Euphorie. „Wir haben bis zur EM noch fünf Tests, der gegen Deutschland ist der erste.“ Und wohl der brisanteste.