Glücksritter beim Zwergenaufstand: Rapid kam in Vaduz zu einem 1:1
Von Christoph Geiler
Es ist ja nicht so, dass die Rapidler nicht gewarnt gewesen wären. Wer den Dritten der türkischen Süper Lig aus dem Europacup kickt und es ins Play-off der Conference League geschafft hat, kann kein Team von Bloßfüßigen sein. Auch wenn es im europäischen Vereinsfußball beileibe größere Kaliber gibt als den FC Vaduz, den aktuell Vorletzten der zweithöchsten Schweizer Spielklasse.
Aber bei allem Respekt für die Kicker aus dem Fürstentum und ihren Erfolgslauf im Europacup: Wie der SK Rapid am Donnerstag im Rheinpark-Stadion vom FC Vaduz in den ersten 45 Minuten vorgeführt wurde, grenzte an Peinlichkeit. 8:0 Torschüsse zugunsten der Liechtensteiner registrierten die Statistiker zur Halbzeit, wenn’s blöd gelaufen wäre, hätten sich die Hütteldorfer die Conference League schon nach diesen desaströsen 45 Minuten abschminken können. Paraden von Goalie Hedl und eine große Portion Glück bei einem Lattenpendler des Vorarlbergers Sutter waren dafür verantwortlich, dass Rapid den Schaden in Grenzen halten konnte und durch einen frühen Treffer von Ulrich (10.) nur mit 0:1 zurücklag.
Dreifachwechsel
Rapid-Coach Ferdinand Feldhofer musste reagieren. Zu desolat war das Zweikampfverhalten, zu uninspiriert die Offensive, zu leicht machten es die schwerfälligen Wiener, die phasenweise nicht wussten, wie ihnen geschah, dem Außenseiter aus Vaduz.
Koscelnik, Bajic und Grüll blieben zur Pause in der Kabine und wurden durch Auer, Demir und Druijf ersetzt. Der erhoffte Effekt ließ nicht lange auf sich warten. Mit dem ersten Torschuss gelang prompt der Ausgleich. Der eingewechselte Druijf versuchte nach Demir-Solo sein Glück aus der Distanz und erwischte den bis dahin unterbeschäftigten Vaduz-Torhüter Büchel auf dem falschen Fuß. Der Goalie wirkte dabei ähnlich überrascht wie Rapid in Halbzeit eins – 1:1 (53.).
Viel Sicherheit und Ruhe verlieh den Rapidlern aber auch der Ausgleich nicht. Einige Minuten später war die Wiener Defensive bei einem Corner schon wieder indisponiert und vogelwild. Der völlig frei stehende Gasser bugsierte den Kopfball ungehindert ins Netz. Allerdings erhielt der Vaduzer Jubel über die neuerliche Führung rasch einen Dämpfer: Wegen einer angeblichen (aktiven) Abseitsstellung von Sutter wurde das Tor aberkannt (65.).
Gutes Ergebnis
Eine Minute vor Beginn der Rapidviertelstunde geschah dann im Rheinpark-Stadion noch Wundersames: Die Hütteldorfer erarbeiteten sich die erste Großchance. Demir kam im Strafraum zum Ball, scheiterte aber am Vaduzer Schlussmann.
Es war ein äußerst schwacher Auftritt der Rapidler, die sich im Fürstentum nicht wirklich für einen Platz in der Conference League empfahlen. Das Beste an dieser Leistung war noch das Ergebnis, das dem Team von Ferdinand Feldhofer am kommenden Donnerstag die große Chance eröffnet, das Ticket für die Gruppenphase zu buchen.
Die Rapidler sollten allerdings auf der Hut sein. Der FC Vaduz hat seine bisherigen beiden Europacup-Auswärtspartien gegen Koper (1:0) und Konyaspor (4:2) gewonnen ...
Vaduz - Rapid 1:1 (1:0)
1:0 Ulrich (10.), 1:1 Druijf (53)
Vaduz (3-4-1-2): Büchel; Gasser, Isik, Traber; Ulrich, Fosso (76. Dobras), Gajic, Fehr; Hasler (92. Omerovic); Sutter (72. Cicek), Sasere
Rapid (4-2-3-1): Hedl; Schick, Hofmann, Wimmer, Koscelnik (46. Auer); Pejic (67. Kerschbaum), Greil; Kühn, Grüll (46. Demir), Bajic (46. Druijf); Burgstaller
Gelbe Karten: Sutter, Sasere; Demir, Pejic, Kühn
Rückspiel: 25. August in Hütteldorf (21 Uhr). Aufsteiger in der Gruppenphase (1. Spieltag am 8. September)
Ferdinand Feldhofer (Rapid-Trainer): „So was will ich nicht mehr sehen, was hier erste Halbzeit abgegangen ist. Wir waren weit weg von Normalform, jeder einzelne. Da brauchen wir nicht über taktische Dinge sprechen, da fehlen die Basics - in jedem Duell, offensiv wie defensiv. Wir sind wirklich sehr glücklich heute mit dem 1:1. Das ganze Spiel hatte der Gegner immer wieder Chancen. Wir schaffen es nicht, unsere Duelle zu gewinnen und gut genug in der Verteidigung zu stehen, dass wir Ruhe reinbringen. Wir sind Minute zu Minute schlechter geworden, der Gegner immer stärker. Wenn wir so auftreten, haben wir gar keine Chance. Wir werden einiges zu besprechen haben in den nächsten Tagen.“
Ferdy Druijf (Rapid-Torschütze zum 1:1): „Es war, denke ich, das schlimmste Spiel, das ich je gesehen habe. Das war nicht Rapid. Wenn man so viele eigene Fans im Rücken hat, muss man ein gutes Spiel machen. Wir sind so schlecht gestartet. Wir müssen sie unter Druck setzen, aber das haben wir nicht getan. Wir müssen glücklich sein, dass wir das Unentschieden holen. Aber wir haben noch eine Chance. Wir müssen sie nutzen, ich bin sicher, dass wir sie nutzen mit unseren Fans in unserem Stadion.“