Sport/Fußball

ÖFB-Team: Der Vergleich macht nicht ganz sicher

Taktische und personelle Alternativen wollte er prüfen. Wichtige Erkenntnisse erlangen und wertvolle Aufschlüsse gewinnen für den so notwendigen Sieg am 11. Juni in Dublin. Dann, wenn in diesem so richtungsweisenden Auswärtsmatch für das österreichische Nationalteam die WM-Qualifikation auf dem Spiel steht.

Doch am Ende dieses Lehrgangs mit den beiden Spielen gegen Moldau (2:0) und Finnland (1:1) dürfte Marcel Koller wohl nur in einem Punkt richtig Klarheit bekommen haben: Wie sehr diese österreichische Nationalmannschaft mittlerweile doch eigentlich von Marko Arnautovic abhängig ist.

Nicht von irgendwelchen taktischen Systemen. Auch nicht von Kapitän David Alaba. Nein, der Mann, den noch vor einigen Jahren viele Fans in Österreich am liebsten zum Teufel gejagt hätten, ist inzwischen in den Rang des emotionalen Leaders und offensiven Antreibers aufgestiegen. " Marko ist ein Spieler, der den Unterschied ausmacht," sagte Zlatko Junuzovic nach dem 1:1 gegen Finnland. "Deswegen wird er uns in Irland auch extrem fehlen", fürchtet Verteidiger Martin Hinteregger.

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Teamchef Koller verweist zwar darauf, dass es wie immer "um die Gruppe geht, und nicht um Einzelne", aber auch der 56-Jährige fragt sich angesichts der Abwesenheit des Torschützen vom Dienstag wegen einer Gelb-Sperre: "Geht das, ist das möglich? Arnautovic geht uns schmerzlich ab."

Die Systemfrage scheint sich bis auf Weiteres ohnehin nicht zu stellen. Moldau war eine gute Gelegenheit, einmal etwas Neues auszuprobieren, aber taugte dennoch nicht als echter Härtetest für die ernsten Konkurrenten in der WM-Qualifikation. Die biederen Finnen haben klar aufgezeigt, dass das System mit einer defensiven Dreierkette noch in den Kinderschuhen steckt, zwangsläufig auch stecken muss. Es soll ohnehin Gegner-spezifisch Anwendung finden.

Verwirrung

Im Testspiel am Tivoli stiftete Koller mit seinen Vorgaben jedenfalls nicht beim Gegner Unruhe, sondern verwirrte in den ersten 45 Minuten vorrangig seine eigenen Spieler. Auch wenn der Teamchef vor dem Match in Irland die Mannschaft zehn Tage um sich hat und damit viel Zeit für taktischen Feinschliff – man darf fast davon ausgehen, dass die Österreicher in Dublin wieder auf die bewährte Viererkette umstellen werden.

Es lässt sich trefflich darüber diskutieren, ob im Duell mit Finnland die Leistungssteigerung nach der Pause mit der Rückkehr zum 4-2-3-1-System oder vielleicht doch mit der Einwechslung von Arnautovic zu tun hatte. Tatsache ist: "Die zweite Halbzeit mit dem alten System hat besser geklappt", gesteht Marcel Koller.

Suche nach Sicherheit

Das vorrangige Ziel ist für den Schweizer in Hinblick auf das Irland-Spiel ohnehin ein anderes: "Wichtig sind die Sicherheit und das Selbstvertrauen", meint Koller. "In Irland werden wir auch Sicherheit brauchen." Eine Ruhe, Abgeklärtheit und Souveränität, wie sie Österreich etwa einst in der EM-Qualifikation in den entscheidenden Partien gegen Russland und Schweden ausgezeichnet hatte.

Koller erinnert dieser Tage gerne daran, dass seinerzeit beide Duelle mit Russland ohne David Alaba gewonnen werden konnten. Andererseits lief zu dieser Zeit das gesamte Werk’l auch wie geschmiert.

Aktuell gibt’s im Nationalteam einige Problemfelder. Die rechte Seite ist eine Schwachstelle, manche Leistungsträger sind von der Hochform und Konstanz früherer Tage entfernt (Dragovic, Junuzovic), dazu kommt die Frage nach der Nummer eins. Heinz Lindner, der diesmal in beiden Partien das Vertrauen bekam, hat nicht restlos überzeugt.

Der Teamchef testet in letzter Zeit bewusst mehr als früher. Damit will er manche aus der Wohlfühlzone locken. "Die Gestandenen können sich nicht zurücklehnen. Es geht darum: Wer hat die Qualität, um ein Nationalspieler sein zu können? Die Konkurrenz ist größer." Und das ist gut so.